Los geht es ab 100 Millionen Pfund Streitwert
Ayesha Vardag, auch „Diva of Divorce“ genannt, ist eine Londoner Scheidungsanwältin der Superlative. Ihre Bekanntheit verdankt sie einem Fall der in England Justizgeschichte schrieb, indem er das britische Scheidungsrecht veränderte. Ein deutscher Ehevertrag veränderte dabei die britische Rechtssprechung.
Worum geht es?
Im Jahr 2010 vertrat Vardag die deutsche Multimillionärin Katrin Radmacher, Erbin einer westfälischen Papierfabrik, gegen ihren Ehemann, den Franzosen Nicolas Granatino. Dieser forderte die Hälfte des Vermögens, obwohl es einen in Deutschland geschlossenen Ehevertrag gab. In diesem war geregelt, dass keiner der beiden im Falle einer Trennung etwas vom Vermögen des anderen beanspruchen darf. Granatino forderte ganze 6,8 Millionen Pfund von seiner Ex-Frau. Seine Begründung: den in Deutschland geschlossenen Ehevertrag hätte er aufgrund der Sprachbarriere nicht verstanden. Zudem sei ihm das Vermögen seiner Frau nicht bekannt gewesen. Für Verdag war diese Aussage nicht glaubwürdig. Da das Ehepaar, aufgrund ihres Wohnortes, eine Scheidung in England anstrebte, sollte die Verteidigung kein leichtes Unterfangen werden. Scheidungen waren in Großbritannien selbst nach der Jahrtausendwende verpönt. Während in Deutschland ein Ehevertrag anerkannt und möglich ist, akzeptierten britische Richter diesen nicht.
Schwierige Rechtslage in Großbritannien
Trotz der schwierigen Rechtslage in Großbritannien, übernahm Ayesha Vardag die Verteidigung von Katrin Radmacher vor dem High Court, dem Court of Appeal sowie dem Supreme Court. Und Sie gewann! Erstmalig ließ ein Gericht in Großbritannien einen Ehevertrag zu. Den Richtern zufolge war der Ehevertrag in der Sache Radmacher vs. Granatino von maßgeblichem Gewicht. Eine Entscheidung mit historischer Bedeutung, bei der der Ehemann leer ausging. Nach dieser Entscheidung werden jetzt auch in Großbritannien zahlreiche Eheverträge von Partnern geschlossen.
Malaysische Schönheitskönigin profitierte auch
2017 zog Vardag wieder die Aufmerksamkeit auf sich, indem sie die in London lebende ehemalige malaysische Schönheitskönigin Pauline Chai vertrat. Diese wollte sich nicht in Malaysia scheiden lassen, da dort eine Frau, aufgrund der vorherrschenden Rechtslage, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Geld erhalten hätte. Vardag konnte durchsetzen, dass der Rechtsstreit vor einem Londoner Gericht verhandelt wurde. Ganz zur Freude ihrer Mandantin, die schließlich bei ihrem Vergleich 64 Millionen Pfund erhielt. Dabei handelte es sich um einen der größten familienrechtlichen Vergleiche des Vereinigten Königreiches.
Eigene Londoner Kanzlei mit Spezialisierung auf Familienrecht
Mittlerweile führt Ayesha Vardag eine große Kanzlei mit 100 Mitarbeitern. Nach eigenen Angaben nimmt sie nur Fälle ab einem Streitwert von 100 Millionen britischer Pfund an. Damit ist sie die teuerste Scheidungsanwältin Großbritanniens und eine der teuersten weltweit. Ihre Kanzlei übernimmt jedoch auch andere Fälle. Für Vardag ist der Betrag gerechtfertigt. So sagte sie in einem Interview:
„Wir sind unsere Gebühren wirklich wert. Die Leute kommen zu uns, weil sie die besten Anwälte haben und gewinnen wollen. In wenigen Minuten können wir für einen Klienten ein paar Millionen Euro Unterschied herausholen.“
London ist Schauplatz einiger der chaotischsten und teuersten Scheidungen. Man darf gespannt sein, welche großen Scheidungen die „Diva of Divorce“ in Zukunft noch ausfechten wird. Ihre Leidenschaft hat sie auf alle Fälle im Familienrecht gefunden.
Ganz anders sieht es da oftmals bei den Studierenden aus. Im ersten Staatsexamen wird das Familienrecht teilweise stiefmütterlich behandelt und auf Lücke gelernt. Dabei wird Familien- und Erbrecht gerne mit Sachenrecht kombiniert - auch in der mündlichen Prüfung.
Du möchtest weiterlesen?
Dieser Beitrag steht exklusiv Kunden von Jura Online zur Verfügung.
Paket auswählen