<h2>Aufbau der Prüfung &ndash; Aufbau einer Straftat am Beispiel des vors&auml;tzlichen Begehungsdelikts</h2>

<p>Der Aufbau einer Straftat im Falle des vors&auml;tzlichen Begehungsdelikts gliedert sich in 4 Stufen: Tatbestand, Rechtswidrigkeit, Schuld und Strafe.</p>

<h3>I. Tatbestand</h3>

<p>Innerhalb des Tatbestands als erster Punkt des Aufbaus einer Straftat wird weiter in Eintritt des tatbestandsm&auml;&szlig;igen Erfolgs, Handlung, Kausalit&auml;t, objektive Zurechnung und Vorsatz unterteilt.</p>

<h3>1. Erfolg</h3>

<p>Als Realisierung des tatbestandsm&auml;&szlig;igen Erfolgs k&ouml;nnen beispielsweise der Tod bei den T&ouml;tungsdelikten oder die k&ouml;rperliche Misshandlung bei den K&ouml;rperverletzungsdelikten genannt werden.</p>

<h3>2. Handlung</h3>

<p>Verursachendes Element ist hierbei typischerweise eine<strong> Handlung</strong>, welche als jedes menschliche, k&ouml;rperliche, vom Willen getragene oder von diesem beherrschbare Verhalten definiert wird.</p>

<h3>3. Kausalit&auml;t</h3>

<p>Diese ersten beiden Untermerkmale im Aufbau einer Straftat werden wiederum verkn&uuml;pft durch die <strong>Kausalit&auml;t</strong>, welche sich nach der <strong>&Auml;quivalenztheorie</strong> richtet. Diese besagt, dass jede Handlung kausal ist, die nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele. Da diese Betrachtung sehr weit ist, muss sie durch das im Aufbau einer Straftat als n&auml;chstes folgende Merkmal der objektiven Zurechnung eingeschr&auml;nkt werden.</p>

<h3>4. Objektive Zurechnung</h3>

<p>Die <strong>objektive Zurechnung</strong> liegt grunds&auml;tzlich vor, wenn der T&auml;ter eine rechtlich relevante Gefahr schafft und diese sich in typischer Weise im Erfolg niederschl&auml;gt.</p>

<h3>5. Vorsatz</h3>

<p>Als n&auml;chstes Merkmal innerhalb des Aufbaus einer Straftat folgt der<strong> Vorsatz</strong>, der das Wissen und Wollen im Hinblick auf die Verwirklichung s&auml;mtlicher objektiver Tatbestandsmerkmale bedeutet. Hier k&ouml;nnen insbesondere die Abgrenzung von bedingtem Vorsatz und bewusster Fahrl&auml;ssigkeit wie auch spezielle Irrt&uuml;mer eine Rolle spielen.</p>

<h3>6. Sonsitge subjektive Merkmale</h3>

<p>Zus&auml;tzlich kann sich der Aufbau einer Straftat im Bereich des Tatbestands im Einzelfall um sonstige subjektive Merkmale, wie die Zueignungsabsicht beim Diebstahl erweitern.</p>

<h3>7. Tatbestandsannex</h3>

<p>Schlie&szlig;lich kann auch eine sogenannten Tatbestandsannex, vor allem objektive Bedingungen der Strafbarkeit oder Tatbestandsverschiebungen nach &sect; 28 II StGB, relevant sein.</p>

<h3>II. Rechtswidrigkeit</h3>

<p>Als n&auml;chstes folgt im Aufbau einer Straftat die Rechtswidrigkeit, in deren Pr&uuml;fung es ausschlie&szlig;lich um die Frage geht, ob der T&auml;ter gerechtfertigt ist, also sogenannte Rechtfertigungsgr&uuml;nde bestehen (Bsp. Notwehr, rechtfertigender Notstand, &sect;&sect; 32, 34 StGB).</p>

<h3>III.Schuld</h3>

<p>Anschlie&szlig;end folgt der Pr&uuml;fungspunkt &bdquo;Schuld&ldquo; im Aufbau einer Straftat. Hier ist das Vorliegen von Schuldausschlie&szlig;ungs- und Entschuldigungsgr&uuml;nden zu er&ouml;rtern. Schuldausschlie&szlig;ungsgr&uuml;nde bestehen, wenn der T&auml;ter von vornherein keine Schuld auf sich laden kann, ihm beispielsweise das Unrechtsbewusstsein fehlt (&sect; 17 StGB), oder er schuldunf&auml;hig ist (&sect; 20 StGB). Entschuldigungsgr&uuml;nde setzen wiederum voraus, dass der T&auml;ter grunds&auml;tzlich Schuld auf sich laden kann, aber im Nachhinein entschuldigt wird, wie beispielsweise beim Notwehrexzess, &sect; 33 StGB, oder beim entschuldigenden Notstand (&sect; 35 StGB).</p>

<h3>IV. Strafe</h3>

<p>Der Aufbau einer Straftat schlie&szlig;t mit dem Gliederungspunkt &bdquo;Strafe&ldquo; ab. Hier werden Strafausschlie&szlig;ungsgr&uuml;nde (Bsp. Strafvereitelung, &sect; 258 V, V StGB), Strafaufhebungsgr&uuml;nde (Bsp. R&uuml;cktritt/ t&auml;tige Reue, &sect;&sect; 24, 306e StGB), Strafzumessungsgr&uuml;nde (Regelbeispiele, &sect;&sect; 243, 263 III StGB) und Strafverfolgungsvoraussetzungen (Bsp. Strafantrag, &sect;&sect; 247, 248a StGB) gepr&uuml;ft.</p>

<p>&nbsp;</p>


Objektive Bedingung der Strafbarkeit meint ein objektives Strafbarkeitsmerkmal, auf das sich der Vorsatz nicht beziehen muss.

Die Kausalität, bestimmt sich nach der Äquivalenztheorie. Diese besagt, dass jede Handlung kausal ist, die nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele.

Handlung ist jedes menschliche, körperliche, vom Willen getragene oder von diesem beherrschbare Verhalten.

Vorsatz ist das Wissen und Wollen im Hinblick auf die Verwirklichung sämtlicher objektiver Tatbestandsmerkmale. 

Die objektive Zurechnung liegt vor, wenn der Täter eine rechtlich relevante Gefahr schafft und diese sich in typischer Weise im Erfolg niederschlägt.

Strafrecht AT 1

Strafrecht

Aufbau einer Straftat

<h3>Aufbau der Pr&uuml;fung - Notwehrexzess, &sect; 33 StGB</h3>

<p>Der Notwehrexzess ist in &sect; 33 StGB geregelt. Wie im Falle der Notwehr hat auch der Notwehrexzess einen dreistufigen Aufbau.</p>

<h3>I. Notwehrlage</h3>

<p>Er setzt zun&auml;chst eine Notwehrlage voraus, also einen gegenw&auml;rtigen, rechtswidrigen Angriff.</p>

<h3>1. Angriff</h3>

<h3>2. Gegenw&auml;rtig</h3>

<p>Problematisch ist hier, was unter einem Exzess zu verstehen ist, ob insbesondere auch der sogenannte extensive Notwehrexzess, welcher gesondert er&ouml;rtert wird, von &sect; 33 StGB erfasst ist.</p>

<h3>3. Rechtswidrig</h3>

<h3>II. Notwehrhandlung</h3>

<p>Der intensive Notwehrexzess setzt neben einem gegenw&auml;rtigen, rechtswidrigen Angriff auch eine Notwehrhandlung voraus.</p>

<h3>1. &Uuml;berschreitung der Notwehr</h3>

<p>Hier ist die &Uuml;berschreitung der Notwehr zu pr&uuml;fen. Dies bedeutet, dass der T&auml;ter sich bei bestehender Notwehrlage verteidigt, dabei aber &uuml;ber das erforderliche Ma&szlig; hinausgeht. Beispiel: Der T&auml;ter hat sich wirksam verteidigt, ist aber so durch den Wind, dass er, als das Opfer bereits am Boden liegt, noch einmal unn&ouml;tigerweise zutritt.</p>

<h3>2. Gebotenheit</h3>

<p>Weiterhin verlangt der Notwehrexzess dass die Notwehrhandlung auch geboten war.</p>

<h3>3. Verwirrung, Furcht, Schrecken</h3>

<p>Ferner muss der T&auml;ter aus den in &sect; 33 StGB genannten Gr&uuml;nden gehandelt haben. Dies sind - als abschlie&szlig;ender Katalog - Verwirrung, Furcht oder Schrecken.</p>

<h3>III. Notwehrwille</h3>

<p>Zuletzt setzt &sect; 33 StGB einen Verteidigungs- bzw. Notwehrwillen voraus.</p>


Gegenwärtig ist ein Angriff i.S.d. § 32 StGB, wenn er unmittelbar bevorsteht, gerade stattfindet oder noch andauert. Gegenwärtig ist die Gefahr i.S.v. § 34 StGB, wenn sie jederzeit in einen Schaden umschlagen kann.

Angriff ist jede drohende Beeinträchtigung rechtlich geschützter Interessen.

Notwehrexzess, § 33 StGB

Strafrecht AT 2

Schuld

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - Entschuldigender Notstand, &sect; 35 I StGB</h2>

<p>Der entschuldigende Notstand ist in &sect; 35 I StGB geregelt. Wie auch bei den Rechtfertigungsgr&uuml;nden hat der entschuldigende Notstand einen dreistufigen Aufbau: Notstandslage, Notstandshandlung und Notstandswille.</p>

<h3>I. Notstandslage</h3>

<p>Erstes Element des &sect; 35 I StGB ist die Notstandslage. Sie zeichnet sich durch eine gegenw&auml;rtige Gefahr aus.</p>

<h3>1. Gefahr</h3>

<p>Die Definition der <strong>Gefahr</strong> entspricht der des rechtfertigenden Notstands.</p>

<h3>a) Bestimmtes Rechtsgut</h3>

<p>Die Gefahr muss f&uuml;r ein bestimmtes Rechtsgut bestehen. Hier gilt die abschlie&szlig;ende Aufz&auml;hlung des &sect; 35 I StGB.</p>

<h3>b) Bestimmter Personenkreis</h3>

<p>Auch gilt der entschuldigende Notstand nur f&uuml;r einen ganz<strong> bestimmten eingeschr&auml;nkten Personenkreis</strong>. Er erfasst die eigene Person, Angeh&ouml;rige oder sonst nahestehende Personen.</p>

<h3>2. Gegenw&auml;rtigkeit</h3>

<p>Die Gegenw&auml;rtigkeit erfasst auch sogenannte Dauergefahren.</p>

<h3>II. Notstandshandlung</h3>

<p>Weiterhin setzt der entschuldigende Notstand eine Notstandshandlung voraus.</p>

<h3>1. Erforderlichkeit</h3>

<p>Die Notstandshandlung muss erforderlich, also geeignet und das mildeste Mittel gewesen sein.</p>

<h3>2. Zumutbarkeit</h3>

<p>Schlie&szlig;lich in bestimmten F&auml;llen die Zumutbarkeit i.S.d. &sect; 35 I 2 StGB.</p>

<h3>III. Notstandswille</h3>

<p>Zuletzt verlangt der entschuldigende Notstand einen Notstands- bzw. Rettungswillen als subjektives Element.</p>

<p>&nbsp;</p>


Erforderlichkeit liegt vor, wenn es kein milderes Mittel gleicher Eignung gibt.

Entschuldigender Notstand, § 35 I StGB

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - &Uuml;bergesetzlicher Notstand</h2>

<p>Der &uuml;bergesetzliche Notstand ist nicht ausdr&uuml;cklich geregelt. Er kommt nicht zum Zuge, wenn die &sect;&sect; 34, 35 StGB einschl&auml;gig sind. Beispiel: Terroristen haben eine Maschine einer bestimmten Fluggesellschaft in die Hand bekommen und sind im Landeanflug auf ein Atomkraftwerk in der N&auml;he von Hamburg. Das Einzige, was sie wollen, ist das Steuern des Flugzeug in das Kraftwerk. Es wird festgestellt, dass, sollte es dazu kommen, mindestens 50.000 Menschen sofort sterben werden. Eine einzige M&ouml;glichkeit, dies abzuwenden, best&uuml;nde darin, das Flugzeug abzuschie&szlig;en. Dabei w&uuml;rden allerdings alle Passagiere sterben. Eine Rechtfertigung nach &sect; 34 StGB k&auml;me aufgrund der vorzunehmenden Interessenabw&auml;gung nicht in Betracht. Der entschuldigende Notstand scheitert daran, dass der eingeschr&auml;nkte Personenkreis nicht gegeben ist. Der &uuml;bergesetzliche Notstand hat folgende Voraussetzungen: Notstandslage, Notstandshandlung und Notstandswille.</p>

<h3>I. Notstandslage</h3>

<p>Der &uuml;bergesetzliche Notstand setzt als erstes eine Notstandslage voraus.</p>

<h3>1. Gefahr</h3>

<p>Die Notstandslage besteht aus einer gegenw&auml;rtigen Gefahr f&uuml;r ein hochrangiges Rechtsgut, beispielsweise das Leben oder die Freiheit einer gro&szlig;en Anzahl von Menschen.</p>

<h3>2. Gegenw&auml;rtigkeit</h3>

<h3>II. Notstandshandlung</h3>

<p>Weiterhin verlangt der &uuml;bergesetzliche Notstand eine Notstandshandlung. Diese enth&auml;lt drei Elemente.</p>

<h3>1. Erforderlichkeit</h3>

<p>Zun&auml;chst muss die Notstandshandlung wie &uuml;blich <strong>erforderlich</strong> sein (Eignung und mildestes Mittel).</p>

<h3>2. Interessenabw&auml;gung</h3>

<p>Weiterhin hat im Rahmen des &uuml;bergesetzlichen Notstands eine quantitative Interessenabw&auml;gung stattzufinden. Dies meint ein quantitatives &Uuml;berwiegen der Rechtsg&uuml;ter. Der &uuml;bergesetzliche Notstand l&auml;sst daher auch eine Abw&auml;gung von 50.000 Menschenleben gegen 200 Menschenleben zu. Allerdings muss ein erhebliches Auseinanderfallen der Anzahl vorliegen.</p>

<h3>3. Eingriffsgut unrettbar verloren</h3>

<p>Ferner muss das Eingriffsgut unrettbar verloren sein. An dieser Voraussetzung wird der &uuml;bergesetzliche Notstands praktisch in der &uuml;berwiegenden Anzahl der F&auml;lle scheitern. Im Beispielsfall m&uuml;sste das Leben der Passagiere in der Maschine unrettbar verloren sein. Sie m&uuml;ssten somit dem Tode geweiht sein, also mit Sicherheit sterben. Dies ist nicht der Fall, da die T&auml;ter eventuell nur bluffen, &uuml;berw&auml;ltigt werden oder vielleicht ihr Ziel verfehlen.</p>

<h3>III. Notstandswille</h3>

<p>Zuletzt verlangt auch der &uuml;bergesetzliche Notstand einen Notstands- bzw. Rettungswillen als subjektives Element.</p>

<p>&nbsp;</p>


Entschuldigungsgrund

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