Ein umgekehrter Tatbestandsirrtum liegt vor, wenn sich der Täter Umstände vorstellt, die objektiv gar nicht gegeben sind.

<h2>&Uuml;berblick &ndash; Irrt&uuml;mer im Vorsatz</h2>

<p>Im Bereich des Vorsatzes k&ouml;nnen sechs Konstellationen von Irrt&uuml;mern unterschieden werden: Der Tatbestandsirrtum, der error in persona vel objecto, die aberratio ictus, der Irrtum &uuml;ber den Kausalverlauf, der Irrtum &uuml;ber privilegierende Umst&auml;nde und der umgekehrte Tatbestandsirrtum.</p>

<h3>I. Tatbestandsirrtum, &sect; 16 I 1 StGB</h3>

<p>Der erste Fall der Irrt&uuml;mer im Vorsatz, der sogenannte <strong>Tatbestandsirrtum</strong>, ist in &sect; 16 I 1 STGB geregelt und liegt vor, wenn der T&auml;ter ein Merkmal, das zum gesetzlichen Tatbestand geh&ouml;rt, nicht kennt. Beispiel: A nimmt eine fremde bewegliche Sache an sich, denkt aber, es sei seine eigene. Hierbei handelt es sich um einen Irrtum &uuml;ber das Merkmal fremd im Delikt des Diebstahls. Generell ist bei dem Irrtum &uuml;ber Tatumst&auml;nde stets die Pr&uuml;fung des Fahrl&auml;ssigkeitsdelikts zu pr&uuml;fen, falls ein solches existiert.</p>

<h3>II. Error in persona vel objecto</h3>

<p>Der zweite Irrtum im Bereich des Vorsatzes, der <strong>error in persona vel objetco</strong>, ist ein Identit&auml;tsirrtum &uuml;ber eine Person bzw. eine Sache.</p>

<h3>III. Aberratio ictus</h3>

<p>Ein weiterer Irrtum im Bereich des Vorsatzes ist die <strong>aberratio ictus</strong>. Sie bedeutet das Fehlgehen des Schlages oder auch das Fehlgehen der Tat.</p>

<h3>IV. Irrtum &uuml;ber den Kausalverlauf und Irrtum &uuml;ber priviligierende Umst&auml;nde</h3>

<p>Dar&uuml;ber hinaus gibt es als Irrtum im Vorsatz noch den Irrtum &uuml;ber den Kausalverlauf sowie den Irrtum &uuml;ber privilegierende Umst&auml;nde. Letzterer ist in &sect; 16 II StGB geregelt und setzt eine Privilegierungsnorm (Bsp. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder T&ouml;tung auf Verlangen) voraus. Der T&auml;ter stellt sich privilegierende Umst&auml;nde vor und wird daher nach der privilegierenden Norm bestraft.</p>

<h3>V. Umgekehrter Tatbestandsirrtum</h3>

<p>Als letzter Irrtum im Bereich des Vorsatzes ist der <strong>umgekehrte Tatbestandsirrtum</strong> zu erw&auml;hnen. Hier stellt sich der T&auml;ter Umst&auml;nde vor, die objektiv gar nicht gegeben sind. Beispiel: A nimmt eine Sache mit und denkt, dass diese einem anderen geh&ouml;re. Tats&auml;chlich ist es seine eigene. Es liegt mithin ein sogenannter untauglicher, aber strafbarer Versuch vor.</p>

<p>&nbsp;</p>


Aberratio ictus bedeutet das Fehlgehen des Schlages bzw. Fehlgehen der Tat und bezeichnet die Situation, dass ein anderes Objekt oder Subjekt als das vom Täter anvisierte getroffen wird.

Error in persona (vel objetco) ist ein Identitätsirrtum über eine Person bzw. eine Sache.

Der Tatbestandsirrtum, ist in § 16 I 1 STGB geregelt und liegt vor, wenn der Täter ein Merkmal, das zum gesetzlichen Tatbestand gehört, nicht kennt.

Irrtümer im Vorsatz

Strafrecht AT 1

Strafrecht

Vorsatz

<h2>Problem &ndash; Fehlendes subjektives Rechtfertigungselement</h2>

<p>Das Problem des fehlenden subjektiven Rechtfertigungselementes kann bei allen Rechtfertigungsgr&uuml;nden auftreten. Das fehlende subjektive Rechtfertigungselement bedeutet dar&uuml;ber hinaus auch das Vorliegen eines umgekehrten&nbsp;Erlaubnistatbedtandsirrtum. Beispiel: Ein Auto wurde in der Sonne geparkt und hat sich mittlerweile stark aufgeheizt. In dem Auto sitzt ein kleines Kind. Eine Person, die bevorzugt Autos besch&auml;digt, schl&auml;gt mit einem Baseballschl&auml;ger die hintere Scheibe des Fahrzeugs ein, ohne von der Anwesenheit des Kindes zu wissen. Hinterher stellt ein Gutachter fest, dass das Kind im Wagen erstickt w&auml;re, h&auml;tte es nicht die frische Luft durch die zertr&uuml;mmerte Scheibe erhalten. Es ist eine Sachbesch&auml;digung zu pr&uuml;fen. Der T&auml;ter&nbsp;ist im vorliegenden Fall objektiv gerechtfertigt. Allerdings fehlt ihm das subjektive Rechtfertigungselement. Wie das Fehlen des subjektiven Rechtfertigungselements zu behandeln ist, ist umstritten. Hierzu werden drei Auffassungen vertreten.</p>

<h3>I. Eine Ansicht</h3>

<p>Eine Mindermeinung vertritt die Auffassung, dass der T&auml;ter bei Fehlen des subjektiven Rechtfertigungselements straflos bleibt, da er objektiv gerechtfertigt sei.</p>

<h3>II. Andere Ansicht (BGH)</h3>

<p>Der BGH wendet im Falle des fehlenden subjektiven Rechtfertigungselements die Vollendungsl&ouml;sung an. Der T&auml;ter w&auml;re hier wegen vollendeter Sachbesch&auml;digung zu bestrafen, da nicht s&auml;mtliche Voraussetzungen des Rechtfertigungsgrundes vorliegen.</p>

<h3>III. Andere Ansicht (h.L.)</h3>

<p>Die herrschende Lehre l&ouml;st das Problem des fehlenden subjektive Rechtfertigungselements hingegen mit der Versuchsl&ouml;sung. Im Ergebnis wird der T&auml;ter nicht wegen vollendeter Sachbesch&auml;digung, sondern nur wegen des Versuchs bestraft.&nbsp;</p>

<h3>IV. Stellungnahme</h3>

<p>Da die Auffassungen zu unterschiedlichen Auffassungen kommen, bedarf es einer Stellungnahme.&nbsp;Die erste&nbsp;Ansicht&nbsp;leugnet die Existenz eines subjektiven Rechtfertigungselements. Dagegen und gleichzeitig&nbsp;f&uuml;r die zweite Ansicht spricht&nbsp;insbesondere der Wortlaut der geschriebenen Rechtfertigungsgr&uuml;nde, welcher gerade ein subjektives Rechtfertigungselement fordere. Die dritte Ansicht argumentiert damit, dass&nbsp;das Erfolgunsrecht der Tat entfalle, das Handlungsunrecht jedoch bestehen bleibe. Erfolgsunrecht meint hierbei das objektive Auflehnen gegen die Rechtsordnung, welches vorliegend aufgrund der objektiven Rechtfertigung entf&auml;llt. Unter dem Handlungsunrecht versteht man hingegen das subjektive Auflehnen gegen die Rechtsordnung, welches in diesem Fall mangels subjektiven Rechtfertigungselements bestehen bleibt. Damit bleibt eine Strafbarkeit wegen Versuchs und im Ergebnis ist die dritte Ansicht vorzugsw&uuml;rdig.</p>

<p>&nbsp;</p>


Problem - Fehlendes subjektives Rechtfertigungselement

Rechtfertigungsgründe (Überblick)

Strafrecht AT 2

<h2>Problem &ndash; Untauglicher Versuch, Wahndelikt</h2>

<p>Der untaugliche Versuch muss gegebenenfalls zum sogenannten Wahndelikt abgegrenzt werden.</p>

<h3>I. Untauglicher Versuch</h3>

<p>Der <strong>untaugliche Versuch</strong> stellt einen Sachverhaltsirrtum, im Besonderen einen umgekehrten Tatbestandsirrtum dar. Der T&auml;ter stellt sich tats&auml;chlich Umst&auml;nde vor, die in Wahrheit gar nicht vorliegen. Beispiel: A schie&szlig;t mit T&ouml;tungsvorsatz auf B, aber die Waffe ist nicht geladen, was der A nicht wei&szlig;. Der untaugliche Versuch ist strafbar. Dies ergibt sich aus der Wertung des &sect; 23 III StGB. Dort ist der grob unverst&auml;ndige Versuch geregelt, bei dessen Vorliegen von Strafe abgesehen oder eine Milderung vorgenommen werden kann. Wenn bereits der Versuch aus grobem Unverstand zu bestrafen ist, dann muss dies erst recht der untaugliche Versuch sein.</p>

<h3>II. Wahndelikt</h3>

<p>Beim <strong>Wahndelikt</strong> handelt es sich im Gegensatz zum untauglichen Versuch um einen Wertungsirrtum, genauer einen umgekehrten Verbotsirrtum. Der T&auml;ter h&auml;lt beim Wahndelikt sein an sich straffreies Verhalten f&uuml;r strafbar. Beispielsweise h&auml;lt eine Person es f&uuml;r strafbar, Sex mit einer 16-J&auml;hrigen zu haben und tut dies. Dieses Wahndelikt ist straflos, da das Verhalten nicht geregelt ist und vor allem eine falsche rechtliche Wertung vorliegt, die straffrei bleiben muss.</p>

<p>&nbsp;</p>


 Ein untauglicher Versuch liegt vor, wenn der Täter sich tatsächlich Umstände vorstellt, die in Wahrheit gar nicht vorliegen.

Ein Wahndelikt liegt vor, wenn der Täter sein an sich straffreies Verhalten für strafbar hält.

Tatentschluss bedeutet Vorsatz im Hinblick auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale sowie die Prüfung sonstiger subjektiver Merkmale.

umgekehrter Tatbestandsirrtum

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