<h2 id="aufbau-der-prüfung---prüfung-der-eröffnung-des-verwaltungsrechtsweges">Aufbau der Prüfung - Prüfung der Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges</h2>
<p>Die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges ist zu Beginn der Zulässigkeit einer Klage zu prüfen. Die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges betrifft die Frage, ob die Verwaltungsgerichte zuständig sind, oder möglicherweise andere Gerichte.</p>
<h3 id="i.-aufdrängende-sonderzuweisung">I. Aufdrängende Sonderzuweisung</h3>
<p>Zunächst kann die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges aus einer aufdrängenden Sonderzuweisung folgen. Beispiel: § 54 I Beamtenstatusgesetz. Dort ist geregelt, dass stets das Verwaltungsgericht zuständig ist, also eine Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges vorliegt, wenn Beamte streiten und es um eine Streitigkeit aus dem Beamtenverhältnis geht. Beispielsfall: A ist Beamter und stellt abends sein Auto fehlerhaft vor einer Kneipe ab. Das Fahrzeug wird abgeschleppt, und A wird Adressat eines Kostenbescheides. Nun klagt A gegen diesen Bescheid. Es stellt sich folglich die Frage, ob die Verwaltungsgerichte zuständig sind. Für das Vorliegen der aufdrängenden Sonderzuweisung des § 54 I BeamtStG müsste A nicht nur Beamter sein, sondern es müsste sich auch um eine Streitigkeit aus dem Beamtenverhältnis handeln, also in ihm wurzeln oder ihm eigen sein. Hier hat A – wie es jeder andere Bürger auch tun könnte – im Halteverbot geparkt. Insofern ist § 54 I BeamtStG nicht einschlägig, sodass zumindest hiernach keine Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges gegeben ist.</p>
<h3 id="ii.-generalklausel-§-40-i-1-vwgo">II. Generalklausel, § 40 I 1 VwGO</h3>
<p>Die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges kann jedoch auch nach der Generalklausel des § 40 I 1 VwGO erfolgen.</p>
<h4 id="öffentlich-rechtliche-streitigkeit">1. Öffentlich-rechtliche Streitigkeit</h4>
<p>Die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges nach der Generalklausel setzt zunächst das Vorliegen einer öffentlich-rechtlichen Streitigkeit voraus.</p>
<h4 id="a-sonderrechtstheorie">a) Sonderrechtstheorie</h4>
<p>Dies bestimmt sich vorrangig nach der sogenannten Sonderrechtstheorie (modifizierte Subjektsstheorie). Nach der Sonderrechtstheorie liegt eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit als Voraussetzung der Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges dann vor, wenn die streitentscheidenden Normen ausschließlich einen Träger hoheitlicher Gewalt berechtigten oder verpflichten. Dabei ist es unerheblich, ob man die exakten Normen oder das Gesetz (z.B. “Vorschriften der Landesbauordnung”) allgemein benennt.  Beispiel 1: A ist Adressat einer Abrissverfügung. Dann wäre die streitentscheidende Norm eine solche der Landesbauordnung, die ausschließlich Träger hoheitlicher Gewalt berechtigt oder verpflichtet, Abrissverfügungen zu erlassen. Beispiel 2: A ist Adressat eines Versammlungsverbotes nach § 15 I VersG. Dort ist allein die zuständige Behörde dazu berechtigt, Versammlungen zu verbieten. Hier ist grundsätzlich die streitentscheidende Norm zu nennen.</p>
<h4 id="b-sonstige-kriterien">b) Sonstige Kriterien</h4>
<p>Gibt es eine streitentscheidende Norm nicht, können sonstige Kriterien zur Bestimmung der öffentlich-rechtlichen Natur der Streitigkeit herangezogen werden.</p>
<h4 id="nichtverfassungsrechtlicher-art">2. Nichtverfassungsrechtlicher Art</h4>
<p>Die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges nach § 40 I 1 VwGO verlangt zudem, dass die Streitigkeit nichtverfassungsrechtlicher Art ist. Dies ist dann der Fall, wenn nicht Verfassungsorgane über Verfassungsrecht im formellen Sinne streiten (doppelte Verfassungsunmittelbarkeit). Eine verfassungsrechtliche Streitigkeit ist somit gegeben, wenn Verfassungsorgane, wie der Bundestag, der Bundesrat oder der Bundespräsident, über das Verfassungsrecht im formellen Sinne streiten. Dies ist bei Beteiligung eines Bürgers immer ausgeschlossen. Das Kriterium der verfassungsrechtlichen Streitigkeit wird weit verstanden, sodass auch ehemalige Verfassungsorgane erfasst sind. Beispiel: Der ausgeschiedene Bundeskanzler B möchte auch nach dem Ende seiner Kanzlerschaft Diensträume und Personal zur Verfügung gestellt bekommen, was der Bundestag verweigert. Diese Streitigkeit wäre Verfassungsrechtlich, obwohl der Bundeskanzler a.d. bereits ausgeschieden ist.</p>
<h4 id="keine-abdrängende-sonderzuweisung">3. Keine abdrängende Sonderzuweisung</h4>
<p>Ferner fordert die Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges nach der Generalklausel, dass keine abdrängende Sonderzuweisung vorliegt. Beispiele: § 40 II VwGO. Dies betrifft den Bereich der staatshaftungsrechtlichen Ansprüche. § 23 EGGVG ist einschlägig, wenn Polizisten repressiv, also zur Strafverfolgung tätig werden. Werden Polizisten hingegen präventiv zur Gefahrenabwehr tätig, dann bleibt es bei der Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte. Erfolgt eine Tätigkeit zur Gefahrenabwehr und zur Strafverfolgung, ist der Schwerpunkt der Tätigkeit zu ermitteln.</p>



Beamter im beamtenrechtlichen Sinne ist derjenige, der eine Ernennungsurkunde ausgehändigt bekommen hat, also durch einen förmlichen Akt zu einem Beamten ernannt wurde. 

Eine Streitigkeit ist nichtverfassungsrechtlicher Art ist i.S.v. § 40 I 1 VwGO, wenn nicht Verfassungsorgane über Verfassungsrecht im formellen Sinne streiten (doppelte Verfassungsunmittelbarkeit).

Öffentliches Recht

Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges

Prüfung einer Klage

Verwaltungsprozessrecht

Klagearten

<h2>&Uuml;berblick - Sonstige Kriterien</h2>

<p>Zur Bestimmung der &ouml;ffentlich-rechtlichen Natur einer Streitigkeit sind sonstige Kriterien heranzuziehen, wenn es nach der Sonderrechtstheorie eine streitentscheidende Norm nicht gibt.&nbsp;</p>

<h3>I. Typisch hoheiltliche Handlungsform</h3>

<p>Sonstige Kriterien zur Bestimmung des Vorliegens einer &ouml;ffentlich-rechtlichen Streitigkeit schlie&szlig;en die typisch hoheitlich Handlungsform mit ein. Beispiel: Ein Handeln durch Bescheid oder Verwaltungsakt.</p>

<h3>II. &Ouml;ffentlich-rechtlicher Sachzusammenhang</h3>

<p>Weiterhin beziehen sich sonstige Kriterien auch auf den &ouml;ffentlich-rechtlichen Sachzusammenhang und die Kehrseitentheorie. Letztere besagt, dass der <strong>actus contrarius</strong>, der gegenl&auml;ufige Akt, die Rechtsnatur des Ausgangsaktes teilt. Beispiel: A &auml;u&szlig;ert sich in seiner Funktion als Beamter ehrverletzend &uuml;ber B. B m&ouml;chte den Widerruf der ehrverletzenden &Auml;u&szlig;erung. Eine aufdr&auml;ngende Sonderzuweisung liegt nicht vor, da B nicht Beamter ist. Somit richtet sich die Er&ouml;ffnung des Verwaltungsrechtsweges nach der Generalklausel des &sect; 40 I 1 VwGO. Hiernach m&uuml;sste eine &ouml;ffentlich-rechtliche Streitigkeit vorliegen. Diese bestimmt sich vorrangig nach der Sonderrechtstheorie, wonach die streitentscheidende Norm im &ouml;ffentlichen Recht liegen muss. Hier geht es jedoch um einen staatshaftungsrechtlichen Folgenbeseitigungsanspruch, der nicht gesetzlich geregelt ist. Allerdings handelte A vorliegend in der Funktion als Beamter, es ist somit ein &ouml;ffentlich-rechtlicher Sachzusammenhang gegeben.</p>

<h3>III. Kehrseitentheorie</h3>

<p>Zudem gilt nach der <strong>Kehrseitentheorie</strong>, dass der gegenl&auml;ufige Akt die Rechtsnatur des Ausgangsaktes teilt. Wenn aufgrund des &ouml;ffentlich-rechtlichen Sachzusammenhangs die &Auml;u&szlig;erung des A als &ouml;ffentlich-rechtlich zu bewerten ist, ist auch der Widerruf &ouml;ffentlich-rechtlich zu bewerten. Daher m&uuml;ssen zuweilen mehrere sonstige Kriterien zur Bestimmung der Natur der Streitigkeit kombiniert werden.&nbsp;</p>

<h3>IV. Zwei-Stufentheorie</h3>

<p>Sonstige Kriterien betreffen dar&uuml;ber hinaus auch die <strong>Zwei-Stufentheorie</strong> in der Leistungsverwaltung. Danach ist das &bdquo;Ob&ldquo; der Leistungsvergabe immer &ouml;ffentlich-rechtlicher Natur, w&auml;hrend das &bdquo;Wie&ldquo; dem Privatrecht zuzuordnen ist. Beispiel: Die Entscheidung &uuml;ber das &bdquo;Ob&ldquo; einer Subvention ist &ouml;ffentlich-rechtlich. Dagegen ist die konkrete Ausgestaltung der Subvention (Darlehen, Stipendium etc.) in aller Regel dem Privatrecht zugeh&ouml;rig.&nbsp;</p>

<h3><br />
V. Indizien</h3>

<p>Sonstige Kriterien schlie&szlig;en auch Indizien f&uuml;r einen &ouml;ffentlich-rechtlichen Sachzusammenhang mit ein. Ist eine Benutzungsordnung gegeben, spricht dies f&uuml;r einen &ouml;ffentlich-rechtlichen Sachzusammenhang. Liegen hingegen AGB vor, geht es um einen privat-rechtlichen Kontext.</p>

<h3>VI. Vermutungsregel</h3>

<p>L&auml;sst sich nach all diesen Kriterien immer noch nicht bestimmen, ob eine &ouml;ffentlich-rechtliche Streitigkeit gegeben ist, greift die Vermutungsregel, dass Hoheitstr&auml;ger im Zweifel &ouml;ffentlich-rechtlich handeln.<br />
&nbsp;</p>

<p>&nbsp;</p>


Actus contrarius bedeutet gegenläufiger Akt.

Die Kehrseitentheorie besagt, dass der gegenläufige Akt (actus contrarius) die Rechtsnatur des Ausgangsaktes teilt.

Sonstige Kriterien

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - Amtshaftung, &sect; 839 BGB, Art. 34 GG</h2>

<p>Der Anspruch aus Amtshaftung folgt aus &sect; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG. Der Anspruch aus Amtshaftung ist eine staatshaftungsrechtliche Anspruchsgrundlage, die auf Geld gerichtet ist und ein rechtswidriges staatliches Verhalten zum Gegenstand hat. Beispiel: A wird Adressat einer rechtswidrigen Abrissverf&uuml;gung. Das Haus des A wird abgerissen. A m&ouml;chte daher Schadensersatz vom Staat.&nbsp;</p>

<h3>A. Voraussetzungen</h3>

<p>Der Anspruch aus Amtshaftung hat drei Voraussetzungen.</p>

<h3>I. Handeln in Aus&uuml;bung eines &ouml;ffentlichen Amtes</h3>

<p>Zun&auml;chst verlangt die Amtshaftung das Handeln in Aus&uuml;bung eines &ouml;ffentlichen Amtes.</p>

<h3>1. Handelnder</h3>

<p><strong>Handelnder</strong> i.S.d. Amtshaftungsanspruchs ist der sogenannte Beamte im staatshaftungsrechtlichen Sinne. Dieser Beamtenbegriff ist weiter als der des Beamtenrechts. Erfasst sind neben dem Beamten im beamtenrechtlichen Sinne auch weitere Personen.</p>

<h3>2. &Ouml;ffentliches Amt</h3>

<p>Das Amt ist <strong>&ouml;ffentlich</strong>, wenn dem Verhalten &nbsp;&ouml;ffentlich-rechtliche Vorschriften zugrunde liegen, also Vorschriften, die ausschlie&szlig;lich Tr&auml;ger hoheitlicher Gewalt berechtigen oder verpflichten. Vorliegend hat ein Beamter die Abrissverf&uuml;gung erlassen und auf Grundlage der Landesbauordnung gehandelt. Dies sind Vorschriften, die ausschlie&szlig;lich Tr&auml;ger hoheitlicher Gewalt berechtigen oder verpflichten, Abrissverf&uuml;gungen zu erlassen.</p>

<h3>3. In Aus&uuml;bung</h3>

<p><strong>In Aus&uuml;bung</strong> meint, dass die Verletzung nicht nur bei Gelegenheit passieren darf. Beispiel: A ist Beamter und begibt sich zum Ortsbesichtigungstermin. Auf dem Weg dorthin f&auml;llt A ein, dass ein Kumpel ganz in der N&auml;he wohnt, sodass er einen Abstecher macht. Bei diesem Abstecher ger&auml;t A fahrl&auml;ssig auf die gegnerische Fahrbahn und verletzt B. B m&ouml;chte Schadensersatz gegen den Hoheitstr&auml;ger geltend machen, f&uuml;r den A t&auml;tig geworden ist. A ist zwar Beamter im staatshaftungsrechtlichen Sinne und war auch im Rahmen eines &ouml;ffentlichen Amtes unterwegs. Er hat jedoch nicht in Aus&uuml;bung, sondern nur bei Gelegenheit eine Pflichtverletzung begangen.&nbsp;</p>

<h3>II. Verletzung drittbezogener Amtspflicht</h3>

<p>Ferner setzt der Anspruch aus Amtshaftung die Verletzung einer drittbezogenen Amtspflicht voraus.</p>

<h3>1. Amtspflichtverletzung</h3>

<p><strong>Amtspflichten</strong> sind alle Pflichten, die der Beamte in Bezug auf seine Dienstaus&uuml;bung hat.</p>

<h3>2. Drittbezogenheit</h3>

<p>Eine Amtspflicht ist ferner <strong>drittbezogen</strong>, wenn sie nicht nur den Schutz der Allgemeinheit bezweckt, sondern auch den Schutz des Einzelnen. Zu diesen drittbezogenen Amtspflichtverletzungen z&auml;hlt insbesondere die Pflicht zum rechtm&auml;&szlig;igen Handeln. Schlimmstenfalls muss an dieser Stelle inzidenter die Rechtm&auml;&szlig;igkeit der Ma&szlig;nahme gepr&uuml;ft werden. &Uuml;blicherweise liegt hier der Schwerpunkt der Bearbeitung.&nbsp;</p>

<h3>III. Verschulden, &sect; 276 BGB</h3>

<p>Zuletzt fordert die Amtshaftung ein Verschulden. Hier gilt &sect; 276 BGB. Der Beamte haftet mithin f&uuml;r Vorsatz und jede Fahrl&auml;ssigkeit. Ma&szlig;stab im Rahmen der Amtshaftung ist der gewissenhafte und besonnene Beamte. Der <strong>besonnene Beamte</strong> kennt das Gesetz und die Rechtsprechung hierzu. Ein Verschulden liegt nicht vor, wenn die Entscheidung des Beamten sp&auml;ter durch ein kollegial besetztes Gericht best&auml;tigt wird, auch dann nicht, wenn die letzte Instanz dies doch anders sieht. Fallbeispiel: A klagt gegen die Abrissverf&uuml;gung. Das Verwaltungsgericht weist die Klage ab, da es die Einsch&auml;tzung des Beamten teilt. A geht dann vor das Oberverwaltungsgericht, dass die Einsch&auml;tzung des A teilt. Es kann dann dem Beamten nicht vorgeworfen werden, dass er die Sache so gesehen hat, wie es sp&auml;ter mehrere Richter gesehen haben.&nbsp;</p>

<h3>B. Rechtsfolge: Schadensersatz, &sect;&sect; 249 ff. BGB</h3>

<p>Rechtsfolge des Anspruchs aus Amtshaftung ist Schadensersatz nach allgemeinen Regeln, vgl. &sect;&sect; 249 ff. BGB. Bei der Amtshaftung ist &sect; 249 I BGB allerdings nicht erfasst. Dies betrifft die sogenannte Naturalrestitution. Der Anspruch aus Amtshaftung ist immer auf Geld gerichtet. Das hat historische Gr&uuml;nde. Urspr&uuml;nglich haftete der Beamte pers&ouml;nlich, &sect; 839 BGB. Im Grundgesetz hat man sp&auml;ter &uuml;ber Art. 34 GG die Haftung des Beamten auf den Staat &uuml;bergeleitet. H&auml;ufig konnte der Beamte das Geschehene nicht korrigieren, ohne bei der eigenen oder einer anderen Beh&ouml;rde einzubrechen, Unterlagen zu stehlen und Verf&uuml;gungen zu erlassen. Von Anfang an war der Anspruch aus Amtshaftung auf Geld gerichtet. Dies hat sich mit der Verfassung von Art. 34 GG nicht ge&auml;ndert. Im Rahmen der Amtshaftung ist auch der entgangene Gewinn gem&auml;&szlig; &sect; 252 BGB erfasst. Dies ist auch angemessen, da der Anspruch aus Amtshaftung eine verschuldensabh&auml;ngige Haftung regelt.</p>

<h3>C. Kein Ausschluss</h3>

<p>Schlie&szlig;lich darf der Anspruch aus Amtshaftung nicht ausgeschlossen sein. Hier regelt &sect; 839 BGB besondere Ausschlussgr&uuml;nde, die in einem gesonderten Exkurs erl&auml;utert werden.&nbsp;</p>

<h3>D. Rechtsweg</h3>

<p>Hinsichtlich des Rechtswegs ist anzumerken, dass die ordentlichen Gerichte, also die Zivilgerichte f&uuml;r den Anspruch aus Amtshaftung zust&auml;ndig sind. Das ergibt sich aus Art. 34 S. 3 GG i.V.m. &sect; 40 II VwGO. Hier sind streitwertunabh&auml;ngig die Landgerichte zust&auml;ndig. Dies folgt aus &sect; 71 II Nr. 2 GVG.</p>

<h3>&nbsp;</h3>


Beamter im staatshaftungsrechtlichen Sinne

Amtspflichten i.S.v. § 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG sind alle Pflichten, die der Beamte in Bezug auf seine Dienstausübung hat.

Staatshaftungsrecht

Amtshaftung, § 839 BGB, Art. 34 GG

Bei rechtswidrigen Eingriffen

Auf Geldleistung gerichtete Ansprüche

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung -&nbsp;Enteignungsgleicher Eingriff</h2>

<p>Ein enteignungsgleicher Eingriff ist eine staatshaftungsrechtliche Anspruchsgrundlage, die sich auf Geldentsch&auml;digungen bei rechtswidrigen Eingriffen bezieht. Beispiel: A wird Adressat einer rechtswidrigen Abrissverf&uuml;gung. Das Haus des A wird abgerissen. A m&ouml;chte daher eine Entsch&auml;digung.&nbsp;</p>

<h3>A. Herleitung</h3>

<p>Zun&auml;chst hat eine Herleitung des Instituts zu erfolgen. Ein enteignungsgleicher Eingriff wird zum Teil aus den &sect;&sect; 74, 75 EALR (Einleitungsgesetz zum Allgemeinen Preu&szlig;ischen Landrecht von 1794) hergeleitet. Dort ist der Aufopferungsgedanke geregelt. Opfere sich jemand f&uuml;r das gemeine Wohl auf, insbesondere dann, wenn der Eingriff rechtswidrig sei, solle er nicht entsch&auml;digungslos bleiben. Allerdings kann ein enteignungsgleicher Eingriff auch aus dem Gewohnheitsrecht hergeleitet werden. Formulierungsbeispiel: A k&ouml;nnte gegen den Hoheitstr&auml;ger einen Anspruch aus dem staatshaftungsrechtlichen Institut des enteignungsgleichen Eingriffs haben, dessen Herleitung aus den &sect;&sect; 74, 75 EALR oder aus Gewohnheitsrecht hier dahinstehen kann.&nbsp;</p>

<h3>B. Voraussetzungen</h3>

<p>Ein enteignungsgleicher Eingriff hat vier Voraussetzungen.</p>

<h3>I. Eigentum, Art. 14 GG</h3>

<p>Zun&auml;chst setzt ein enteignungsgleicher Eingriff voraus, dass das Eigentum betroffen ist. Dies ist i.S.v. Art. 14 GG zu verstehen. Der Anwendungsbereich ist - anders als beim Amtshaftungsanspruch - auf dieses Schutzgut beschr&auml;nkt.</p>

<h3>II. Unmittelbarer, hoheitlicher Eingriff</h3>

<p>Weiterhin verlangt ein enteignungsgleicher Eingriff einen unmittelbar hoheitlichen Eingriff. <strong>Unmittelbar</strong> meint in diesem Zusammenhang kausal-ad&auml;quat. Es muss sich somit um eine typische und somit nicht atypische Folgen eines bestimmten Eingriffs handeln.</p>

<h3>III. Gemeinwohlbezogenheit</h3>

<p>Ferner fordert ein enteignungsgleicher Eingriff eine Gemeinwohlbezogenheit. Negativbeispiel: Wird eine Abrissverf&uuml;gung aus Hass erlassen, w&auml;re dies nicht gemeinwohlbezogen. Nat&uuml;rlich h&auml;tte der Betroffene dennoch Anspr&uuml;che, beispielsweise aus Amtshaftung. Ein enteignungsgleicher Eingriff muss jedoch f&uuml;r diese F&auml;lle nicht als Anspruchsgrundlage herhalten. Der Anwendungsbereich ist mithin auf solche Eingriffe beschr&auml;nkt, die zumindest als Zielrichtung das Gemeinwohl haben.</p>

<h3>IV. Enteignungsgleiche Wirkung</h3>

<p>Zuletzt liegt ein enteignungsgleicher Eingriff nur vor, wenn ihm eine <strong>enteignungsgleiche Wirkung</strong> zukommt. Diese ist gegeben, wenn der Eingriff rechtswidrig ist. An dieser Stelle wird folglich die Rechtswidrigkeit der Ma&szlig;nahme gepr&uuml;ft. Dies stellt &uuml;blicherweise den Schwerpunkt der Klausur dar.&nbsp;</p>

<h3>C. Rechtsfolge: Entsch&auml;digung</h3>

<p>Ein enteignungsgleicher Eingriff hat als Rechtsfolge eine angemessene Entsch&auml;digung. Hiervon ist der entgangene Gewinn gem&auml;&szlig; &sect; 252 BGB jedoch nicht erfasst, da der Anspruch nicht auf Schadensersatz gerichtet ist. Beim Amtshaftungsanspruch kann auch der entgangene Gewinn verlangt werden, da dieser Anspruch ein verschuldensabh&auml;ngiger Haftungstatbestand ist. Liegt ein Verschulden vor, rechtfertigt dies auch eine weitergehende Rechtsfolge. Ein enteignungsgleicher Eingriff sieht jedoch kein Verschulden vor, sodass eine Beschr&auml;nkung des Anspruchs auf eine angemessene Entsch&auml;digung vorgenommen werden muss.&nbsp;</p>

<h3>D. Kein Ausschluss</h3>

<p>Schlie&szlig;lich darf ein enteignungsgleicher Eingriff als Anspruchsgrundlage nicht ausgeschlossen sein. Hier ist insbesondere der Ausschlussgrund des <strong>&bdquo;Kein Dulde und Liquidiere!&ldquo;</strong> zu beachten. Im Beispielsfall w&auml;re es nicht in Ordnung, wenn A die rechtswidrige Abrissverf&uuml;gung akzeptierte und nichts unternehmen w&uuml;rde, um dann nach dem Abriss des Hauses eine Entsch&auml;digung zu verlangen. Dies k&auml;me einem hundertprozentigen Mitverschulden gleich. Dieser Ausschlussgrund folgt aus &sect; 254 BGB analog. Es gilt somit der Vorrang des Prim&auml;rrechtsschutzes.&nbsp;</p>

<h3>E. Rechtsweg</h3>

<p>F&uuml;r den Anspruch aus enteignungsgleichem Eingriff sind die ordentlichen Gerichte (Zivilgerichte) zust&auml;ndig. Dies folgt aus &sect; 40 II VwGO (Anspr&uuml;che aus Aufopferung).<br />
&nbsp;</p>

<h3>&nbsp;</h3>


Der Grundsatz "(Kein) Dulde und Liquidiere" besagt, dass es ein haftungsausschließendes Mitverschulden begründet, wenn eine rechtswidrige Maßnahme zunächst klaglos hingenommen wird und später dann Schadensersatz bzw. Entschädigung verlangt wird.

Eigentum i.S.v. Art. 14 I GG ist die Summe aller vermögenswerten Positionen, die dem einzelnen durch die Rechtsordnung zugewiesen sind und die diesem eine private Nutzungs- und Verfügungsbefugnis einräumen.

Enteignungsgleicher Eingriff

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - Schadensersatz aus &Ouml;R Schuldverh&auml;ltnissen, &sect;&sect; 280 ff. BGB analog</h2>

<p>Weitere staatshaftungsrechtliche Anspruchsgrundlage ist der Anspruch auf Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen. Der Anspruch auf Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen wird aus den &sect;&sect; 280 ff. BGB analog abgeleitet. Auch der Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen bezieht sich auf Geldleistungen bei rechtswidrigen Eingriffen. Beispiel: A stellt sein Fahrzeug ins Halteverbot. Das Fahrzeug wird auf Anordnung der zust&auml;ndigen Beh&ouml;rde von einem Abschleppunternehmer abgeschleppt und auf einen amtlichen Verwahrplatz verbracht. Dort wird der PKW besch&auml;digt, weil ein Beamter nicht richtig aufpasst. Beispiel 2: A gibt seinen Mantel im Rathaus in der Garderobe ab. Dort wird der Mantel w&auml;hrend der Verwahrung entwendet. A m&ouml;chte in beiden F&auml;llen Schadensersatzanspr&uuml;che geltend machen. Neben anderen Anspruchsgrundlagen kommt m&ouml;glicherweise ein Anspruch auf Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen in Betracht.&nbsp;<br />
Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen kann unter drei Voraussetzungen verlangt werden.</p>

<h3>I. &Ouml;ffentlich-rechtliches Schuldverh&auml;ltnis</h3>

<p>Zun&auml;chst setzt ein Anspruch auf Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen ein &ouml;ffentlich-rechtliches Schuldverh&auml;ltnis voraus. In den Beispielsf&auml;llen ist dies jeweils ein &ouml;ffentlich-rechtlich gepr&auml;gtes Verwahrverh&auml;ltnis.</p>

<h3>II. Pflichtverletzung</h3>

<p>Weiterhin verlangt ein Anspruch auf Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen eine Pflichtverletzung. Danach haben die Beamten insbesondere die Pflicht, mit den Gegenst&auml;nden, die sie verwahren, pfleglich umzugehen und diese Gegenst&auml;nde nicht zu besch&auml;digen.</p>

<h3>III. Vertretem&uuml;ssen, &sect; 276 BGB</h3>

<p>Zuletzt kann Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen nur verlangt werden, wenn auch ein Vertretenm&uuml;ssen gegeben ist. Dies bemisst sich nach allgemeinen Regeln, vgl. &sect; 276 BGB. Danach wird f&uuml;r Vorsatz und jede Fahrl&auml;ssigkeit gehaftet.&nbsp;</p>

<h3>IV. Schadensersatz, &sect;&sect; 249 ff. BGB</h3>

<p>Rechtsfolge dieses Anspruchs ist Schadensersatz nach den &sect;&sect; 249 ff. BGB. Der Schadensersatzanspruch ist hierbei immer auf Geld gerichtet, sodass eine Naturalrestitution ausscheidet. Allerdings ist &ndash; wie beim Amtshaftungsanspruch &ndash; auch der entgangene Gewinn gem&auml;&szlig; &sect; 252 BGB erfasst.</p>

<h3>V. Ausschluss</h3>

<p>Schlie&szlig;lich darf der Schadensersatz aus &ouml;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&auml;ltnissen nicht ausgeschlossen sein. Beispiel: Mitverschulden nach &sect; 254 BGB (analog).&nbsp;<br />
Zust&auml;ndig sind die ordentlichen Gerichte (Zivilgerichte). Es greift die abdr&auml;ngende Sonderzuweisung des &sect; 40 II VwGO.</p>

<h3>&nbsp;</h3>



öffentlich-rechtliches Schuldverhältnis

Schadensersatz aus ÖR Schuldverhältnissen, §§ 280 ff. BGB analog

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung -&nbsp;Enteignender Eingriff</h2>

<p>Auch ein enteignender Eingriff geh&ouml;rt zu den staatshaftungsrechtlichen Anspruchsgrundlagen, die auf Geld gerichtet sind. Ein enteignender Eingriff kommt jedoch nur in Betracht, wenn ein rechtm&auml;&szlig;iger Eingriff zugrunde liegt. Beispiel: Ein Geiselnehmer hat eine Geisel in seinem Kofferraum. Ein Polizist gibt einen gezielten Schuss ab, um das Fluchtfahrzeug zum Stehen zu zwingen. Die Kugel prallt gegen den Sto&szlig;f&auml;nger und sodann gegen eine Stra&szlig;enlaterne, um in der Auslage des Gesch&auml;fts des A zu landen und die sich dort befindliche Ware zu zerst&ouml;ren. Nun verlangt A eine Entsch&auml;digung vom Staat.&nbsp;</p>

<h3>A. Herleitung</h3>

<p>Zun&auml;chst muss eine Herleitung des enteignenden Eingriffs erfolgen. Ein enteignender Eingriff kann sowohl aus den &sect;&sect; 74, 75 EALR oder aus dem Gewohnheitsrecht hergeleitet werden. Insofern ergibt sich keinen Unterschied zu dem enteignungsgleichen Eingriff. Formulierungsbeispiel: A k&ouml;nnte gegen den Staat einen Anspruch aus dem staatshaftungsrechtlichen Institut des enteignenden Eingriffs haben, dessen Herleitung aus den &sect;&sect; 74, 75 EALR oder aus Gewohnheitsrecht hier dahinstehen kann.&nbsp;</p>

<h3>B. Voraussetzungen</h3>

<p>Ein enteignender Eingriff hat f&uuml;nf Voraussetzungen.</p>

<h3>I. Eigentum, Art. 14 GG</h3>

<p>Zun&auml;chst setzt ein enteignender Eingriff voraus, dass das Eigentum betroffen ist. Dies ist i.S.v. Art. 14 GG zu verstehen. Der Anwendungsbereich ist - anders als beim Amtshaftungsanspruch - auf dieses Schutzgut beschr&auml;nkt.</p>

<h3>II. Unmittelbarer, hoheitlicher, faktischer Eingriff</h3>

<p>Weiterhin verlangt ein enteignender Eingriff einen unmittelbar hoheitlichen, faktischen Eingriff. <strong>Unmittelbar</strong> meint in diesem Zusammenhang kausal-ad&auml;quat. Es muss sich somit um eine typische und somit nicht atypische Folgen eines bestimmten Eingriffs handeln. &quot;<strong>Faktisch</strong>&quot; bedeutet, dass der Eingriff ungewollt, also nicht final, ist. Es geht nur um ungewollte Nebenfolgen an sich rechtm&auml;&szlig;igen, staatlichen Handelns. Im Beispielsfall sollte das Fluchtauto zum Stillstand gebracht werden. Das Besch&auml;digen der Auslage des B war hingegen eine unbeabsichtigte Nebenfolge des staatlichen Handelns.</p>

<h3>III. Gemeinwohlbezogenheit</h3>

<p>Ferner fordert ein enteignender Eingriff eine Gemeinwohlbezogenheit. Hierbei geht es um den Aufopferungsgedanken der &sect;&sect; 74, 75 EALR.</p>

<h3>IV. Rechtm&auml;&szlig;igkeit des Eingriffs</h3>

<p>Zudem setzt ein enteignender Eingriff die Rechtm&auml;&szlig;igkeit des Eingriffs voraus. Schlimmstenfalls muss an dieser Stelle inzidenter die Rechtm&auml;&szlig;igkeit des staatlichen Handelns gepr&uuml;ft werden. Dies wird &uuml;blicherweise den Schwerpunkt der Klausur darstellen. Dar&uuml;ber hinaus kann es jedoch nicht sein, dass jedes rechtm&auml;&szlig;ige, staatliche Handeln einen Entsch&auml;digungsanspruch ausl&ouml;st. Deshalb erfordert ein enteignender Eingriff zudem eine <strong>enteignende Wirkung</strong>. Diese liegt vor, wenn sich der Eingriff nicht im Rahmen einer Inhalts- und Schrankenbestimmung bewegt und daher nicht Ausdruck der Sozialbindung des Eigentums ist. Dies folgt aus Art. 14 I 2, II GG. Letztlich sind hier die einfachgesetzlichen Wertungen zu &uuml;bernehmen, denn das einfache Gesetz bestimmt &uuml;berhaupt erst Inhalt und Schranken des Eigentums und die Grenze der Sozialbindung. Beispiel: &sect; 906 BGB analog, der Wertungen dar&uuml;ber enth&auml;lt, welche Einwirkungen ein Grundst&uuml;ckseigent&uuml;mer hinnehmen muss.&nbsp;</p>

<h3>C. Rechtsfolge: Entsch&auml;digung</h3>

<p>Ein enteignender Eingriff hat eine angemessene Entsch&auml;digung als Rechtsfolge. Dieser Anspruch ist immer auf Geld gerichtet. Es geht jedoch nicht um Schadensersatz, sodass der entgangene Gewinn nicht erfasst ist.</p>

<h3>D. Kein Ausschluss</h3>

<p>Zuletzt darf ein enteignender Eingriff nicht ausgeschlossen sein. Beispiel: &bdquo;Kein Dulde und Liquidiere!&ldquo; Allerdings sind die prim&auml;ren Rechtsschutzm&ouml;glichkeiten gegen rechtm&auml;&szlig;iges Handeln, insbesondere bei ungewollten Nebenfolgen, begrenzt. Aus diesem Grund greift dieser Ausschlussgrund regelm&auml;&szlig;ig nicht.&nbsp;</p>

<h3>E. Rechtsweg</h3>

<p>Zust&auml;ndig f&uuml;r Anspr&uuml;che aus enteignendem Eingriff sind die ordentlichen Gerichte (Zivilgerichte). Dies ergibt sich aus der abdr&auml;ngenden Sonderzuweisung des &sect; 40 II VwGO (Aufopferung).<br />
&nbsp;</p>

<p>&nbsp;</p>


§ 40 VwGO

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