<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung &ndash; Erfolgsqualifikation</h2>

<p>Erfolgsqualifizierte Delikte sind die schwere K&ouml;rperverletzung, die K&ouml;rperverletzung mit Todesfolge, der Raub mit Todesfolge und die Brandstiftung mit Todesfolge (&sect;&sect; 226, 227, 251, 306c StGB). Der Aufbau der Erfolgsqualifikation ist typischerweise dreistufig (Tatbestand, Rechtswidrigkeit, Schuld).</p>

<h3>I. Tatbestand</h3>

<p>Der Tatbestand des erfolgsqualifizierten Delikts ist zweistufig und gliedert sich in den Grundtatbestand und die Erfolgsqualifikation.</p>

<h3>1. Grundtatbestand</h3>

<p>Im Grundtatbestand sind objektive und subjektive Voraussetzungen zu pr&uuml;fen.</p>

<h3>2. Erfolgsqualifikation</h3>

<p>Die Erfolgsqualifikation wird anschlie&szlig;end gepr&uuml;ft und hat vier Voraussetzungen.</p>

<h3>a) Eintritt der schweren Folge</h3>

<p>Zun&auml;chst beginnt die Pr&uuml;fung der Erfolgsqualifikation mit dem Eintritt der schweren Folge. Dies ist beispielsweise der Tod eines Menschen.</p>

<h3>b) Kausalit&auml;t</h3>

<p>Als n&auml;chster Pr&uuml;fungspunkt innerhalb der Erfolgsqualifikation folgt die Kausalit&auml;t. Diese bemisst sich wie auch sonst &uuml;blich nach der &Auml;quivalenztheorie. Allerdings muss im Rahmen der Erfolgsqualifikation zur Rechtfertigung des hohen Strafrahmens eine Einschr&auml;nkung dieser Kausalit&auml;tsbetrachtung erfolgen.</p>

<h3>c) Gefahrspezifischer Zusammenhang</h3>

<p>Aus diesem Grund ist an dieser Stelle als Besonderheit der Erfolgsqualifikation der <strong>gefahrspezifische Zusammenhang</strong> zu er&ouml;rtern. Dieser hat eine gewisse &Auml;hnlichkeit mit der objektiven Zurechnung, ist im Vergleich aber noch enger. Er liegt vor, wenn der Eintritt der schweren Folge auf der Verwirklichung des Grunddelikts beruht. Hierbei k&ouml;nnen zwei Problemfelder auftauchen: die Selbstgef&auml;hrdung des Opfers und Eingriffe Dritter in das Geschehen. Es ist jedoch anzumerken, dass hierbei die Anforderungen innerhalb der Erfolgsqualifikation strenger und damit t&auml;terfreundlicher sind als in der normalen Pr&uuml;fung der objektiven Zurechnung. Bei den Erfolgsqualifikationen im Bereich der K&ouml;rperverletzungsdelikte kommt es zudem auf den Ankn&uuml;pfungspunkt f&uuml;r die Beurteilung des gefahrspezifischen Zusammenhangs an.</p>

<h3>d) Wenigstens Fahrl&auml;ssigkeit bzgl. a)</h3>

<p>Als letzter Punkt in der Erfolgsqualifikation ist die Fahrl&auml;ssigkeit zu pr&uuml;fen. Es muss bez&uuml;glich der schweren Folge wenigstens Fahrl&auml;ssigkeit vorliegen, weshalb auch ein leichtfertiges Handeln in Betracht kommen kann. Dies ergibt sich aus &sect; 18 StGB. Als Unterpunkte ist dabei auf die objektive Sorgfaltspflichtverletzung bei objektiver Vorhersehbarkeit einzugehen.</p>

<h3>aa) Objektive Sorgfaltspflichtverletzung</h3>

<p>Die objektive Sorgfaltspflichtverletzung liegt typischerweise in der Verwirklichung des Grundtatbestands vor.</p>

<h3>bb) Objektiver Vorhersehbarkeit</h3>

<p>Die objektive Vorhersehbarkeit ist hingegen ausgeschlossen, wenn ein sogenannter atypischer Kausalverlauf vorliegt.</p>

<h3>II. Rechtswidrigkeit</h3>

<p>Anschlie&szlig;end erfolgt im Rahmen des erfolgsqualifizierten Delikts die Pr&uuml;fung der Rechtswidrigkeit ohne nennenswerte Besonderheiten.</p>

<h3>III. Schuld</h3>

<p>Im Rahmen der Schuld ist neben allgemeinen Schuldausschlie&szlig;ungs- und Entschuldigungsgr&uuml;nden zudem die subjektive Sorgfaltspflichtverletzung bei subjektiver Vorhersehbarkeit zu er&ouml;rtern.</p>


Der gefahrspezifische Zusammenhang liegt vor, wenn der Eintritt der schweren Folge auf der Verwirklichung des Grunddelikts beruht.

Strafrecht AT 1

Strafrecht

Erfolgsqualifikation

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - Schwere K&ouml;rperverletzung, &sect; 226 StGB</h2>

<p>Die schwere K&ouml;rperverletzung ist in &sect; 226 StGB geregelt. Es kann &ndash; wie &uuml;blich &ndash; ein dreistufiger Aufbau zugrunde gelegt werden.</p>

<h3>I. Tatbestand</h3>

<h3>1. Grundtatbestand, &sect; 223 I StGB</h3>

<p>Im Tatbestand setzt die schwere K&ouml;rperverletzung den Grundtatbestand der einfachen K&ouml;rperverletzung voraus.</p>

<h3>2. Erfolgsqualifikation</h3>

<h3>a) Eintritt der schweren Folge</h3>

<p>Die Erfolgsqualifikation des &sect; 226 StGB setzt sodann zun&auml;chst den Eintritt der schweren Folge voraus. Dies ist in den Nr. 1 bis 3 geregelt.</p>

<h3>aa) Nr. 1</h3>

<p>Eine schwere K&ouml;rperverletzung liegt somit dann vor, wenn der Verlust des Sehverm&ouml;gens oder des Geh&ouml;rs eingetreten ist (Nr. 1).</p>

<h3>bb) Nr. 2</h3>

<p>Ebenso besteht eine gef&auml;hrliche K&ouml;rperverletzung, wenn der Verlust eines wichtigen Gliedes eingetreten ist (Nr. 2).<strong> </strong></p>

<h3>(1) Glied</h3>

<p><strong>Glied</strong> ist jeder K&ouml;rperteil, der eine in sich abgeschlossene Existenz mit besonderen Funktionen im Gesamtorganismus hat.</p>

<h3>(2) Wichtig</h3>

<p><strong>Wichtig</strong> ist dieses Glied, wenn es f&uuml;r das Leben jedes Menschen von erheblicher Bedeutung ist. Hier kann sich im Rahmen des &sect; 226 StGB die Frage stellen, ob individuelle Verh&auml;ltnisse ber&uuml;cksichtig werden.</p>

<h3>(3) Verlust</h3>

<p>Weiterhin verlangt die schwere K&ouml;rperverletzung den <strong>Verlust des Gliedes</strong>. Dies ist jede v&ouml;llige Abtrennung vom K&ouml;rper.</p>

<h3>cc) Nr. 3</h3>

<p>Zuletzt ist eine schwere K&ouml;rperverletzung nach &sect; 226 StGB auch dann gegeben, wenn eine dauernde Entstellung oder Siechtum eingetreten sind (Nr. 3).</p>

<h3>b) Kausalit&auml;t</h3>

<p>Weiterhin ist bei der Erfolgsqualifikation des &sect; 226 StGB die Kausalit&auml;t von K&ouml;rperverletzungshandlung und dem Eintritt der schweren Folge zu pr&uuml;fen.</p>

<h3>c) Gefahrspezifischer Zusammenhang</h3>

<p>Daran schlie&szlig;t sich der gefahrspezifische Zusammenhang an. Hierbei ist die Frage nach dem Ankn&uuml;pfungspunkt f&uuml;r die Beurteilung des gefahrspezifischen Zusammenhangs von Bedeutung.</p>

<h3>d) Fahrl&auml;ssigkeit bez&uuml;glich des Eintritts der schweren Folge</h3>

<p>Ferner fordert die schwere K&ouml;rperverletzung Fahrl&auml;ssigkeit im Hinblick auf den Eintritt der schweren Folge.</p>

<h3>II. Rechtswidrigkeit</h3>

<p>Es schlie&szlig;t sich die Pr&uuml;fung von Rechtswidrigkeit und Schuld an.</p>

<h3>III. Schuld</h3>

<p>Im Rahmen der Schuld ist &ndash; aufgrund des besonderen erfolgsqualifizierten Charakters des &sect; 226 StGB &ndash; die Pr&uuml;fung der subjektiven Sorgfaltspflichtverletzung bei subjektiver Vorhersehbarkeit zu beachten.</p>


Glied i.S.v. § 226 I Nr. 2 StGB ist jeder Körperteil, der eine in sich abgeschlossene Existenz mit besonderen Funktionen im Gesamtorganismus hat.

Schwere Körperverletzung, § 226 StGB

Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit

Strafrecht BT 2

<h2>Problem &ndash; Gefahrspezischer Zusammenhang</h2>

<p>Der gefahrspezifische Zusammenhang birgt innerhalb der erfolgsqualifizierten K&ouml;rperverletzungsdelikte (&sect;&sect; 226, 227 StGB) das Problem des Ankn&uuml;pfungspunktes. Beispiel: A hat in der Hand eine geladene und entsicherte Waffe und will mit dieser dem B auf den Kopf schlagen und ihn dadurch verletzen. A handelt nicht mit T&ouml;tungsvorsatz. Er holt aus, schl&auml;gt mit der Pistole auf den Kopf des B, sodass dieser eine Platzwunde erleidet. Bei dem Aufprall l&ouml;st sich jedoch ein Schuss und die Kugel dringt so ungl&uuml;cklich in den R&uuml;cken des B ein, dass Lunge und Herz verletzt werden und B stirbt. Fraglich ist im gefahrspezifischen Zusammenhang nun, wo der Ankn&uuml;pfungspunkt liegt.</p>

<h3>I. Eine Ansicht (h.L.)</h3>

<p>Die Lehre begegnet diesem Problem im gefahrspezifischen Zusammenhang, indem sie den K&ouml;rperverletzungserfolg als Ankn&uuml;pfungspunkt w&auml;hlt. Argument hierf&uuml;r ist der Wortlaut der Norm, welche eine K&ouml;rperverletzung und damit einen Erfolg voraussetze. Hiernach w&auml;re der gefahrspezifische Zusammenhang zu verneinen, da die schwere Folge - der Tod - nicht aufgrund der Platzwunde eingetreten ist.</p>

<h3>II. Andere Ansicht (BGH)</h3>

<p>Der BGH stellt hingegen bei dem gefahrspezifischen Zusammenhang auf die gesamte K&ouml;rperverletzungshandlung mit dem Argument ab, dass ein erfolgsqualifizierter Versuch nach der Literaturauffassung nicht m&ouml;glich w&auml;re und dadurch Strafbarkeitsl&uuml;cken entst&uuml;nden. Beispiel: Das Grunddelikt bleibt im Versuchsstadium stecken, aber die schwere Folge tritt aufgrund der K&ouml;rperverletzungshandlung ein (beispielsweise l&ouml;st sich w&auml;hrend der Ausholbewegung mit der Waffe ein Schuss). Nach der Lehre kann es hier einen erfolgsqualifizierten Versuch bei Ankn&uuml;pfung an einen Erfolg nicht geben. Folgt man der Ansicht des BGH, ist der gefahrspezifische Zusammenhang zu bejahen, da sich der Eintritt der schweren Folge bereits aus der gesamten Schlaghandlung ergibt. Auf den K&ouml;rperverletzungserfolg kommt es somit gar nicht an.</p>

<p>&nbsp;</p>


Problem - Gefahrspezifischer Zusammenhang

<h2>Problem &ndash; Ber&uuml;cksichtigung individueller Verh&auml;ltnisse bei &sect; 226 I Nr. 2 StGB</h2>

<p>Im Rahmen der schweren K&ouml;rperverletzung kann sich die Frage nach der Ber&uuml;cksichtigung individueller Verh&auml;ltnisse bei &sect; 226 I Nr. 2 StGB stellen. Fraglich ist also, wann ein Glied i.S.d. &sect; 226 I Nr. 2 StGB wichtig ist. Beispiel 1: Ein Profimarathonl&auml;ufer wird verletzt. Sein kleiner Zeh muss aufgrund der Verletzung amputiert werden. Beispiel 2: Ein professioneller Klavierspieler wird verletzt. Sein kleiner Finger und muss entfernt werden. Ist in diesen F&auml;llen eine Ber&uuml;cksichtigung individueller Verh&auml;ltnisse vorzunehmen?</p>

<h3>I. Eine Ansicht</h3>

<p>Eine Ansicht bejaht eine Ber&uuml;cksichtigung individueller Verh&auml;ltnisse bei &sect; 226 I Nr. 2 StGB und stellt dabei insbesondere auf den Beruf oder das Hobby ab. Argument wird mit der Opferperspektive. Denn das Opfer sei auf den kleinen Finger bzw. Zeh angewiesen.</p>

<h3>II. Andere Ansicht</h3>

<p>Eine weitere Ansicht nimmt lediglich eine Ber&uuml;cksichtigung individueller K&ouml;rpereigenschaften bei &sect; 226 StGB vor. Sie stellt darauf ab, ob der Verletzte Links- oder Rechtsh&auml;nder sei. Da in den Beispielen keine Hinweise vorliegen, muss eine schwere K&ouml;rperverletzung verneint werden. Als Argument f&uuml;hrt diese Meinung den Wortlaut der Norm an. Dort werde eine K&ouml;rperverletzung gefordert. Folglich k&ouml;nne es nicht auf individuelle Verh&auml;ltnisse, sondern nur auf individuelle K&ouml;rpereigenschaften ankommen.</p>

<h3>III. Andere Ansicht (h.M.)</h3>

<p>Die herrschende Meinung lehnt eine Ber&uuml;cksichtigung individueller Verh&auml;ltnisse bei &sect; 226 I Nr. 2 StGB ab. Nach dieser objektiven Betrachtungsweise w&auml;re eine schwere K&ouml;rperverletzung in den obigen F&auml;llen zu verneinen, da beide K&ouml;rperteile f&uuml;r den Gesamtorganismus keine &uuml;berragende Bedeutung h&auml;tten. Au&szlig;erdem st&uuml;nde in dem Wortlaut der Norm &bdquo;des K&ouml;rpers&ldquo; und nicht &bdquo;ihres K&ouml;rpers&ldquo;. Dies suggeriere eine objektive, nicht individuelle, opferbezogene Betrachtungsweise.</p>

<p>&nbsp;</p>


§ 226 StGB

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