<h2>Problem &ndash; Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen</h2>
<p>Im Rahmen des Wirksamwerdens einer Willenserkl&auml;rung kann der Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen als Problem auftauchen. Beispiel: A bietet dem B seinen Sch&ouml;nfelder zum Kauf m&uuml;ndlich an. Fraglich ist nun, wann Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen vorliegt.&nbsp;</p>

<h3>I. Eine Ansicht (strenge Vernehmungstheorie)</h3>
<p>Nach einer Ansicht, der strengen Vernehmungstheorie, liegt Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen immer dann vor, wenn der Erkl&auml;rungsempf&auml;nger die Erkl&auml;rung richtig verstanden hat. Wenn B also das Wort Sch&ouml;nfelder richtig verstanden hat, dann liegt auch Zugang mit dem Inhalt &bdquo;Sch&ouml;nfelder&ldquo; vor. Sollte B aus irgendwelchen Gr&uuml;nden &bdquo;Sartorius&ldquo; verstanden haben, dann l&auml;ge nach dieser Theorie kein Zugang vor, da B die Erkl&auml;rung nicht richtig verstanden hat.&nbsp;</p>

<h3>II. Andere Ansicht (eingeschr&auml;nkte Vernehmungstheorie)</h3>
<p>Nach der herrschenden Meinung, der eingeschr&auml;nkten Vernehmungstheorie, auch abgeschw&auml;chte Vernehmungstheorie genannt, liegt Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen immer dann vor, wenn der Erkl&auml;rende davon ausgehen durfte, dass der Erkl&auml;rungsempf&auml;nger die Erkl&auml;rung richtig verstanden hat. Im obigen Beispiel kommt es darauf an, ob A davon ausgehen durfte, dass B die Erkl&auml;rung richtig versteht. Dies ist zu bejahen, wenn A deutsch gesprochen und nicht genuschelt hat, keine st&ouml;renden Umgebungsger&auml;usche vorlagen und B rein &auml;u&szlig;erlich einen verst&auml;ndigen Eindruck gemacht hat. Dann liegt ein Zugang mit dem Inhalt &bdquo;Sch&ouml;nfelder&ldquo; vor, auch wenn B &bdquo;Sartorius&ldquo; verstanden hat.&nbsp;</p>

<h3>III. Stellungnahme</h3>
<p>Die erste Ansicht argumentiert beim Zugang von m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen mit dem Schutz des konkreten Empf&auml;ngers in der verf&auml;nglichen Situation der m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rung. Die herrschende Meinung f&uuml;hrt als Argument die allgemeine Zugangsdefinition an. Es handle sich bei dem Zugang bei m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rungen um eine konsequente Anwendung der allgemeinen Zugangsdefinition auf die Situation der m&uuml;ndliche Willenserkl&auml;rung. Dort komme es auch nicht auf die tats&auml;chliche Kenntnisnahme, sondern nur darauf an, dass unter normalen Umst&auml;nden mit Zugang gerechnet werden d&uuml;rfe.&nbsp;</p>




Zugang liegt vor, wenn die Willenserklärung derart in den Machtbereich des Empfängers gelangt, dass unter normalen Umständen mit Kenntnisnahme des Empfängers zu rechnen ist.

Einigung, §§ 145 ff. BGB

BGB AT

Zivilrecht

Problem - Zugang bei mündlichen Willenserklärungen

Wirksamwerden einer Willenserklärung

<h2>Aufbau der Prüfung - Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung</h2>
<p>Das Angebot ist eine empfangsbed&uuml;rftige Willenserkl&auml;rung und eine solche empfangsbed&uuml;rftige Willenserkl&auml;rung erfordert ein Wirksamwerden. Mit dem Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung befasst sich &sect; 130 BGB. Zu beachten ist hierbei, dass es auch nicht empfangsbed&uuml;rftige Willenserkl&auml;rungen gibt, beispielsweise das Testament oder die Auslobung. Beispiel: Entl&auml;uft eine Katze und wird hierf&uuml;r ein Finderlohn mittels aufgeh&auml;ngter Zettel versprochen, so erh&auml;lt der Finder der Katze unabh&auml;ngig davon, ob er den Zettel auch gesehen hat, den Finderlohn. F&uuml;r ein Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung m&uuml;ssen die Voraussetzungen des &sect; 130 BGB vorliegen.</p>

<h3>I. Abgabe</h3>
<p>Das Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung setzt danach zun&auml;chst eine Abgabe voraus. <strong>Abgabe</strong>&nbsp;ist die willentliche Ent&auml;u&szlig;erung in den Rechtsverkehr, sodass unter normalen Umst&auml;nden mit Zugang zu rechnen ist. Hier kann sich das Problem einer abhandengekommenen Willenserkl&auml;rung stellen.</p>

<h3>II. Zugang</h3>
<p>Weiterhin verlangt &sect; 130 BGB f&uuml;r das Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung einen <strong>Zugang</strong>. Dieser liegt immer dann vor, wenn die Erkl&auml;rung derart in den Machtbereich des Empf&auml;ngers gelangt, dass unter normalen Umst&auml;nden mit Kenntnisnahme zu rechnen ist. Eine tats&auml;chliche Kenntnisnahme ist nicht erforderlich. Regelm&auml;&szlig;ig geschieht der Zugang in dem Zeitpunkt, in welchem das Schriftst&uuml;ck in den Briefkasten geworfen wird, nicht erst dann, wenn es dort heraus genommen, gelesen oder verstanden wird. Hier kann sich das Problem der m&uuml;ndlichen Willenserkl&auml;rung stellen. Beispiel: A sendet dem B eine K&uuml;ndigung zu, B montiert jedoch den Briefkasten ab, weil er negative Post nicht vertr&auml;gt. Fraglich ist somit, ob und unter welchen Voraussetzungen in solchen F&auml;llen Zugang vorliegt.</p>

<h3>III. Kein Widerruf</h3>
<p>Zuletzt ist f&uuml;r das Wirksamwerden einer Willenserkl&auml;rung nach &sect; 130 I 2 BGB erforderlich, dass kein Widerruf erfolgt ist. Man hat somit die M&ouml;glichkeit, die Willenserkl&auml;rung zu widerrufen und damit ein Wirksamwerden zu verhindern. Allerdings muss der Widerruf sp&auml;testens mit Zugang der Willenserkl&auml;rung zugehen.</p>


Willenserklärung ist die Äußerung eines Willens, der auf Setzung einer privatrechtlichen Rechtsfolge gerichtet ist.

Abgabe ist die willentliche Entäußerung der Willenserklärung in den Rechtsverkehr, so dass unter normalen Umständen mit Zugang zu rechnen ist.

Eine abhandengekommene Willenserklärung ist eine Willenserklärung, die ohne den Willen des Erklärenden in den Rechtsverkehr gelangt ist.

Mündliche Willenserklärung

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