<h2>Problem &ndash; Ausstieg vor Versuch</h2>

<p>Das Problem &bdquo;Ausstieg vor der Versuchsphase&ldquo; ergibt sich bei der mitt&auml;terschaftlichen Begehungsweise eines Delikts, und zwar, wenn zwei Personen einen gemeinsamen Tatplan geschmiedet haben, jedoch bevor dieser umgesetzt wird, also bevor einer der beiden in die Versuchsphase gelangt bzw. unmittelbar ansetzt, sich der andere von diesem Plan einseitig lossagt. Beispiel: A und B planen einen Raub auf eine Tankstelle und machen sich auch auf den Weg. Bevor sie jedoch bei der Tankstelle ankommen, sagt sich einer der beiden T&auml;ter los. Der andere f&uuml;hrt die Tat wie urspr&uuml;nglich geplant aus. Hier stellt sich die Frage, ob der Ausstieg vor Versuch dem sich lossagenden T&auml;ter hilft.</p>

<h3>I. Eine Ansicht</h3>

<p>Eine Ansicht geht davon aus, dass der Ausstieg vor Versuch immer zu einer Verneinung der Mitt&auml;terschaft f&uuml;hrt, da der Vorsatz, welcher zum Zeitpunkt der Tatausf&uuml;hrung vorliegen muss, nicht mehr gegeben ist.</p>

<h3>II. Andere Ansicht (h.M.)</h3>

<p>Die herrschende Meinung kommt zu dem Ergebnis, dass ein Ausstieg vor Versuch nur nicht hilft, wenn Tatidentit&auml;t besteht. <strong>Tatidentit&auml;t</strong> meint, dass die geplante Tat mit der sp&auml;ter ausgef&uuml;hrten Tat im Wesentlichen identisch ist. Beispiel: Die Tat wird am selben Tag, am selben Ort und gegen&uuml;ber demselben Opfer ausgef&uuml;hrt. Tatidentit&auml;t besteht dagegen nicht, wenn die Tat sp&auml;ter oder mit einem anderen T&auml;ter ausgef&uuml;hrt wird. Es wird damit argumentiert,&nbsp;dass der Vorsatz zur Zeit des eigenen Tatbeitrags vorliegen muss. Der Tatbeitrag kann auch in der Planung oder dem Auskundschaften liegen und zu diesem Zeitpunkt hatte der Betroffene Vorsatz. Liegt jedoch ein Delikt mit &uuml;berschie&szlig;ender Innentendenz vor, dann muss die Innentendenz zur Zeit der Tatausf&uuml;hrung vorliegen. Wenn jemand im Falle eines Raubes sich lossagt, liegt trotz Zueignungsabsicht keine Tatidentit&auml;t vor.</p>


Tatentschluss bedeutet Vorsatz im Hinblick auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale sowie die Prüfung sonstiger subjektiver Merkmale.

Strafrecht

Problem - Ausstieg vor Versuch

Mittäterschaft, § 25 II StGB

Strafrecht AT 3

<h2>Aufbau der Pr&uuml;fung - Mitt&auml;terschaft, &sect; 25 II StGB</h2>

<p>Die Mitt&auml;terschaft ist in &sect; 25 II StGB geregelt. Dieser sieht einen &ndash; wie &uuml;blich &ndash; dreistufigen, gegebenenfalls vierstufigen, Aufbau vor: Tatbestand, Rechtswidrigkeit und Schuld. Der Aufbau der Mitt&auml;terschaft orientiert sich an der jeweils zu pr&uuml;fenden Vorschrift.</p>

<h3>I. Tatbestand</h3>

<p>Zun&auml;chst wird im Rahmen der Mitt&auml;terschaft der Tatbestand gepr&uuml;ft. Hier ist &uuml;blicherweise auf t&auml;terunabh&auml;ngige Merkmale einzugehen. Anschlie&szlig;end ist die Tathandlung zuzurechnen und schlie&szlig;lich der subjektive Tatbestand zu er&ouml;rtern.</p>

<h3>1. T&auml;terunabh&auml;ngige Merkmale</h3>

<p><strong>T&auml;terunabh&auml;ngige Merkmale</strong> sind solche, die weder dem T&auml;ter noch der Tathandlung zuzuordnen sind. Beispiel: Die fremde bewegliche Sache im Bereich des Diebstahls oder das Vorliegen einer Urkunde bei den Urkundsdelikten.</p>

<h3>2. Zurechnung der Tathandlung, &sect; 25 II StGB</h3>

<p>Weiterhin erfordert die Mitt&auml;terschaft eine <strong>Zurechnung der Tathandlung</strong> &uuml;ber &sect; 25 II StGB. Es muss folglich gemeinschaftlich get&ouml;tet, weggenommen, get&auml;uscht etc. worden sein. &sect; 25 II StGB hat folgende Voraussetzungen: ein gemeinsamer Tatplan und eine gemeinsame Begehungsweise.</p>

<h3>a) Gemeinsamer Tatplan</h3>

<p>Im Rahmen des gemeinsamen Tatplans k&ouml;nnen die Probleme des Ausstiegs eines Mitt&auml;ters vor der Versuchsphase und die sukzessive Mitt&auml;terschaft auftauchen.</p>

<h3>b) Gemeinsame Begehungsweise</h3>

<p>Bei der gemeinsamen Begehungsweise kann eine Abgrenzung von Mitt&auml;terschaft und Beihilfe relevant werden. Zudem ist gegebenenfalls zu er&ouml;rtern, wie sich eine fehlende Mitwirkung im Ausf&uuml;hrungsstadium auswirkt, wenn sich die T&auml;tigkeit also auf die Vorbereitungsphase beschr&auml;nkt. Dieses Problem wird auch als sogenannte Bandenchefproblematik bezeichnet.</p>

<h3>3. Vorsatz</h3>

<p>Sodann schlie&szlig;t sich auch im Rahmen der Mitt&auml;terschaft die Pr&uuml;fung des subjektiven Tatbestands an. Im Vorsatz k&ouml;nnen dabei Irrtumskonstellationen auftauchen. Es kann sich beispielsweise die Frage stellen, wie sich ein error in persona auf den Mitt&auml;ter auswirkt.</p>

<h3>4. Sonstige subjektive Merkmale</h3>

<p>Anschlie&szlig;end werden, wenn erforderlich, auch im Rahmen des &sect; 25 II StGB sonstige subjektive Merkmale (Habgier, Zueignungsabsicht etc.) gepr&uuml;ft.</p>

<h3>II. Rechtswidrigkeit</h3>

<p>In den Pr&uuml;fungspunkten Rechtswidrigkeit und Schuld ergeben sich keine Besonderheiten.</p>

<h3>III. Schuld</h3>

<p>&nbsp;</p>


Ausstieg vor Versuch

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