<h2>Problem &ndash; Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen</h2>

<p>Bei dem Irrtum &uuml;ber die Beteiligungsform lassen sich zwei Konstellationen unterscheiden: Entweder liegt objektiv eine Anstiftung vor, der Betroffene denkt jedoch, er sei mittelbarer T&auml;ter, oder es liegt objektiv mittelbare T&auml;terschaft vor, der Betroffene glaubt allerdings, er sei lediglich Anstifter.</p>

<h3>I. Objektiv &sect; 26 StGB, subjektiv &sect; 25 I 2. Alt. StGB</h3>

<p>Im Rahmen der Konstellation, dass der Betroffene denkt, er sei mittelbarer T&auml;ter, in welchem objektiv jedoch nur eine Anstiftung vorliegt, lassen sich wiederum zwei Unterf&auml;lle im Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen bilden: Der Grundfall beim Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen sowie die besondere Konstellation der Aussagedelikte im Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen.</p>

<h3>1. Grundfall</h3>

<p>Grundfall Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen: A t&ouml;tet vors&auml;tzlich den X. B hat den A zu dieser Tat angestiftet, glaubt aber, der A werde die T&ouml;tung ohne Vorsatz durchf&uuml;hren, er selbst sei also mittelbarer T&auml;ter.</p>

<h3>a) Eine Ansicht</h3>

<p>Eine Ansicht verneint in diesen F&auml;llen eine Anstifterstrafbarkeit. Vielmehr komme es zum Versuch der mittelbaren T&auml;terschaft. Als Argument wird angef&uuml;hrt, dass eine andere Beteiligungsform vorl&auml;ge. Schlie&szlig;lich wolle der Betroffene nicht Anstifter, sondern mittelbarer T&auml;ter sein.</p>

<h3>b) Andere Ansicht (h.M.)</h3>

<p>Die herrschende Meinung bejaht hingegen die Strafbarkeit wegen vollendeter Anstiftung zum Totschlag mit dem Argument des wesensgleichen Minus. Mittelbare T&auml;terschaft und Anstiftung st&uuml;nden in einem Stufenverh&auml;ltnis, sodass der Vorsatz zur schwerwiegenderen Beteiligungsform, n&auml;mlich der mittelbaren T&auml;terschaft, als wesensgleiches Minus auch die Anstiftung mit umfasse.</p>

<h3>2. Aussagedelikte</h3>

<p>Etwas anders gelagert stellt sich die besondere Konstellation der Aussagedelikte beim Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen dar. Beispiel: A sagt vor Gericht vors&auml;tzlich falsch aus und macht sich damit einer uneidlichen Falschaussage bzw. eines Meineids strafbar. B hat den A objektiv zu dieser Falschaussage angestiftet, denkt jedoch, A sage vor Gericht unvors&auml;tzlich, also gutgl&auml;ubig falsch aus.</p>

<h3>a) Eine Ansicht</h3>

<p>Eine Ansicht lehnt eine Strafbarkeit nach den &sect;&sect; 153, 154 StGB wiederum mit dem Argument ab, es liege eine andere Beteiligungsform vor.</p>

<h3>b) Andere Ansicht (h.M.)</h3>

<p>Die herrschende Meinung verneint eine Strafbarkeit aufgrund der &sect;&sect; 153, 154 StGB auch, tut dies jedoch aus anderen Gr&uuml;nden. Aufgrund der Eigenh&auml;ndigkeit der Delikte existiere die M&ouml;glichkeit einer mittelbaren T&auml;terschaft nicht. Daher bestraft diese Ansicht nach &sect; 160 StGB, wobei im Einzelnen umstritten ist, ob wegen versuchten oder vollendeten Delikts zu bestrafen ist.</p>

<h3>II. Objektiv &sect; 25 I 2. Alt. StGB. subjektiv &sect; 26 StGB</h3>

<p>Weiterhin besteht im Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen die M&ouml;glichkeit, dass objektiv mittelbare T&auml;terschaft vorliegt, der Betroffene jedoch glaubt, er sei lediglich Anstifter. Auch hier ist zwischen dem Grundfall und dem speziellen Fall der Aussagedelikte zu unterscheiden.</p>

<h3>1. Grundfall</h3>

<p>Beispiel f&uuml;r den Grundfall: A t&ouml;tet unvors&auml;tzlich den X. B hat den A angesprochen, um den Tatentschluss hervorzurufen. Dies ist ihm jedoch nicht gelungen. Diese Konstellation beim Irrtum &uuml;ber Beteiligungsformen ist unstrittig.</p>

<h3>a) &sect; 25 I 2. Alt. StGB</h3>

<p>Zun&auml;chst muss mittelbare T&auml;terschaft gepr&uuml;ft und mit dem Argument verneint werden, dass der Vorsatz fehlt.</p>

<h3>b) &sect; 26 StGB</h3>

<p>Auch eine Bestrafung wegen vollendeter Anstiftung ist abzulehnen, das es an einer vors&auml;tzlichen rechtswidrigen Haupttat fehlt, da f&uuml;r den Angestifteten allenfalls eine Strafbarkeit wegen eines Fahrl&auml;ssigkeitsdelikts in Betracht kommt.</p>

<h3>c) &sect; 30 I StGB</h3>

<p>Letztlich kann f&uuml;r den Fall, dass ein Verbrechen vorliegt, eine versuchte Anstiftung nach &sect; 30 I StGB bejaht werden.</p>

<h3>2. Aussagedelikte</h3>

<p>Beispiel f&uuml;r den besonderen Fall der Aussagedelikte: A sagt vor Gericht unvors&auml;tzlich falsch aus. B hat ihn angesprochen und wollte den Tatentschluss hervorrufen, ihn also zur Tat anstiften. Hier greift die Sonderregelung des &sect; 159 StGB, die versuchte Anstiftung zur Falschaussage. Im Falle eines Meineids ist wiederum &sect; 30 I StGB zu ber&uuml;cksichtigen, da der Meineid ein Verbrechen ist.</p>

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Irrtum über die Beteiligungsform

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