Kausalität

1. Examen/SR/AT 1

Prüfungsschema: Kausalität (Überblick)

 

I. Theorien

1. Zugrunde zu legen ist zunächst immer die Äquivalenztheorie

  • Eine Handlung ist immer dann kausal für den eingetretenen Erfolg, wenn die Handlung nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele (Conditio-sine-qua-non-Formel)

2. Eine Einschränkung erfolgt dann mit der Lehre von der objektiven Zurechnung

  • Siehe Prüfungsschema: Objektive Zurechnung

II. Besondere Formen der Kausalität

1. Überholende Kausalität

  • Überholende Kausalität liegt vor, wenn jemand einen Kausalstrang eröffnet, dieser aber von einem anderen Kausalstrang einer anderen Person überholt wird.
  • Beispiel: A gibt mit Tötungsvorsatz ein langsam wirkendes Gift in den Becher des X. Das Gift würde tödlich wirken. Bevor das Gift seine tödliche Wirkung zeigt, erschießt B den X.
  • Kausalität (-)
  • Ggf. Versuchsstrafbarkeit

  2. Anknüpfende Kausalität

  • Anknüpfende Kausalität liegt vor, wenn jemand einen Kausalstrang eröffnet, welcher von einem anderen fortgeführt wird.
  • Beispiel: A schießt mit Tötungsvorsatz auf X und verletzt diesen. B findet den X und gibt den Gnadenschuss ab.
  • Kausalität (+), aber objektive Zurechnung (-); Arg.: Eingreifen Dritter in das Geschehen.
  • Ggf. Versuchsstrafbarkeit.

  3. Kumulative Kausalität

  • Kumulative Kausalität liegt vor, wenn zwei Kausalstränge zusammen addiert wirken und nur beide zusammen den Erfolg bewirken können.
  • Beispiel: A und C geben beide unabhängig voneinander Gift in das Weinglas des B. B stirbt. Jede Menge Gift hätte für sich betrachtet keine tödliche Wirkung gehabt.
  • Kausalität (+), aber objektive Zurechnung (-); Arg.: Eingreifen Dritter in das Geschehen.

  4. Alternative Kausalität

  • Alternative Kausalität liegt vor, wenn mindestens zwei Kausalstränge unabhängig voneinander den Erfolg bewirken.
  • Beispiel: A und C geben beide unabhängig voneinander Gift in das Weinglas des B. B stirbt. Jede Menge Gift hätte für sich betrachtet zum Tode des B geführt.
  • Modifizierte Äquivalenztheorie: Von mehreren zeitgleich wirkenden Bedingungen, welche zwar alternativ, aber nicht kumulativ hinweggedacht werden können, ohne dass der Erfolg entfiele, ist jede Bedingung für den Erfolg ursächlich.