Phasen der Hausarbeit

Überblick – Phasen der Hausarbeit

Die Bearbeitung einer Hausarbeit kann in drei Phasen gegliedert werden: Das Loslegen, das Schreiben und die Korrektur. Die Zeiteinteilung erfolgt hier anhand der größtenteils verfügbaren Bearbeitungszeit von drei bis vier Wochen.

I. 1. Phase: Loslegen (2 – 3 Tage)

In der ersten Phase der Bearbeitung einer Hausarbeit sind insbesondere zwei Dinge zu erledigen: das Erfassen des Sachverhalts und die Erstellung der Lösungsskizze.

1. Sachverhalt erfassen

Der Sachverhalt wird derart erfasst, dass man ihn von A bis Z, einschließlich der Fallfrage und eines eventuellen Bearbeitervermerks durchliest. Dann hat man den Sachverhalt abzutippen, da von den Übungsleitern regelmäßig erwartet wird, dass der Sachverhalt mit der Bearbeitung abgegeben wird. Vorteil davon ist, dass man den Sachverhalt damit auch körperlich erfasst hat und ihn dadurch für die Dauer der Bearbeitung besser konservieren kann.

2. Lösungsskizze erstellen

Nach dem Erfassen des Sachverhaltes folgt das Erstellen der Lösungsskizze. Dabei beginnt man zunächst mit der Gliederung. Beispiel1: A. Zulässigkeit der Klage; I. Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges. Hierbei werden die Prüfungspunkte mit Überschriften versehen und ggf. bereits Stichpunkte notiert. Man wird während dieses Vorganges schnell zu Punkten kommen, die einem problematisch erscheinen, weil es sich dabei entweder um ein Standardproblem handelt oder um eine Unebenheit aufgrund der Fallgestaltung. Empfehlenswert ist es in dieser Phase die Probleme vorläufig zu lösen, sie also an die betreffenden Stellen anzusiedeln und vorläufig zu entscheiden. Dabei sollten bereits Argumente mitaufgenommen werden. Ggf. notiert man sich eine Reservelösung mit Reserveargumenten für den Fall, dass man sich später doch anders entscheidet, und kann mit der weiteren Bearbeitung der Hausarbeit fortfahren. An der nächsten problematischen Stelle verfährt man dann mit der gleichen Methode. Ziel dieser Phase ist es, zunächst eine vorläufige Lösungsskizze mit den „Knackpunkten“ des Falles zu erstellen, die wahrscheinlich noch nicht ideal ist, aber die einem am plausibelsten erscheint. Sollte man in diesem Arbeitsschritt keine plausible Lösung finden, muss man sich trotzdem für einen Lösungsweg erstmal entscheiden, um mit der weiteren Bearbeitung fortfahren zu können. Denn diese Gliederung dient als Ausgangslage, die bei Bedarf später noch modifiziert oder „angedickt“ werden kann. Empfehlenswerte Hilfsmittel in dieser Phase sind das eigene Wissen, einschließlich eigens erstellter Prüfungsschemata, Gesetze oder ein Standardwerk wie Kommentar oder Lehrbuch. Auf keinen Fall sollte hier bereits Spezialliteratur herausgesucht werden oder „Kopierorgien“ stattfinden, da die Schwerpunkte noch nicht klar sind, für die die Spezialliteratur erst relevant wird. Diese vorläufige Lösungsskizze steht einer Vorlage gleich, die in den nächsten Tagen Schritt für Schritt abgearbeitet wird.

II. 2. Phase: Schreiben (2 – 3 Wochen)

Hat man drei bis vier Wochen Zeit für die Hausarbeit, nimmt das Schreiben die meiste Zeit von zwei bis drei Wochen ein. In dieser Phase wird die bereits erstellte Gliederung abgearbeitet und mit Literatur „angedickt“. Dies geschieht, indem man sich vor allem bei den kritischen Punkten Literatur heraussucht. Dabei geht man regelmäßig von seinem Standardwerk aus, der auf weitere Literatur verweist. Diese Fundstellen werden dann herausgearbeitet und ausgewertet und führen ggf. zu weiterer Literatur.

Die interessanten Funde sollten dann am besten als Stichpunkte einschließlich der Fundstellen in die Lösungsskizze notiert werden, am besten in der richtigen Zitierweise. Beispiel2: Hansen, Peter in JuS ... . Gelangt man zu dem Punkt, dass die gefundene Literatur nur noch auf sich selbst verweist, kann das komplette Ausformulieren unter Verwendung der notierten Bausteine beginnen. Häufiger Fehler ist es, den Text nur anzusetzen, mit dem Gedanken, den Text zu einem anderen Zeitpunkt fortzuführen. Die Gefahr ist, dass man sich dann immer wieder in diesen Teil einarbeiten und einlesen muss und damit wertvolle Zeit verliert. Insgesamt muss insbesondere aufgrund des auf bestimmte Seitenzahlen begrenzten Umfangs der Ausarbeitung Unproblematisches kurz gehalten und mit wenigen Fußnoten versehen werden. Dahingegen muss Problematisches, das häufig den Schwerpunkt des Falles ausmachen wird, mit mehr Fußnoten verfeinern. Einige herausgearbeitete Gedanken, die ggf. erst später für die Ausarbeitung relevant werden könnten, können bereits an früher Stelle ausformuliert werden und später an richtiger Stelle eingesetzt werden. Dadurch können solche Zufallsfunde besser konserviert werden.

III. 3. Phase: Korrektur (2 – 3 Tage)

In der letzten Phase geht es um die reine Korrektur der Bearbeitung. Dies meint nicht auf keinen Fall die inhaltliche Änderung, sondern nur die formelle. Diese Phase sollte nicht unterschätzt werden. Dies kann die Fußnoten, das Literaturverzeichnis, die Gliederung und Seitenzahlen sowie die Rechtschreibung und Kommasetzung betreffen. Diese Formalia werden zudem in einem gesonderten Exkurs erörtert.

1. Fußnoten

Bei den Fußnoten muss insbesondere darauf geachtet werden, dass am Ende ein Punkt gesetzt wird und Blindzitate vermieden werden. Beispiel3: Bei dem Zitat von „Hansen, Peters in: JuS 2015, 212“. Hier fehlt neben der Anfangsseite des Aufsatzes die konkrete Fundstelle (z.B. S. 215). Dies führt zu hohen Punktabzügen, wenn der Korrektor das Blindzitat entdeckt, weil dies den Anschein erweckt, dass der Bearbeiter sich nicht wirklich mit der Literatur und dem Problem auseinandergesetzt hat.

2. Literaturverzeichnis

Bei dem Literaturverzeichnis geht es darum, dass zwischen dem, was in den Fußnoten auftaucht, und dem, was im Literaturverzeichnis angegeben wurde, Kongruenz besteht. Einzelheiten im Rahmen eines gesonderten Exkurses.

3. Gliederung von Seitenzahlen

Nach der Korrektur der Fußnoten und des Literaturverzeichnis ist dann die Gliederung, also das Inhaltsverzeichnis, zu erstellen und mit den Seitenzahlen einzufügen.

4. Rechtschreibung und Kommasetzung

Zum Schluss erfolgt dann die Korrektur der Ausarbeitung hinsichtlich der Rechtschreibung und der Kommasetzung. Nach diesem Vorgang sollte der Text nicht mehr geändert werden, bevor man aus Versehen nachträglich Fehler einbaut. Auch dieser Arbeitsschritt sollte nicht unterschätzt werden. 

Nun kann die Hausarbeit abgeben werden.

IV. Typische Fehler

Bei der Bearbeitung der Hausarbeit sollen folgende typische Fehler vermieden werden:

1. Sofortiges Kopieren von Spezialliteratur

Zunächst sollte das sofortige Kopieren von Spezialliteratur zu Beginn der Bearbeitung vermieden werden. Dies ergibt keinen Sinn, da viel zu viel Zeit für das Heraussuchen, Kopieren und Durcharbeiten der vermeintlich erforderlichen Literatur verschwendet wird, bevor überhaupt eine Grundstruktur der Falllösung existiert. Dies birgt zudem die Gefahr, an dem Thema vorbei zu recherchieren und zu arbeiten, was auch wertvolle Zeit kostet. In Phase 1 sollte maximal ein Standardwerk neben deinem Wissen und den Gesetzen genutzt werden. Spezialliteratur findet erst in Phase 2 Anwendung.

2. Zu viele Baustellen

Die zwei häufigste Ursache für die Abgabe mittelmäßiger Hausarbeiten ist das Hinterlassen zu vieler Baustellen in Phase 2. Dies meint, dass ein Prüfungspunkt im Ansatz ausformuliert, aber nicht zu Ende abgetippt wird. Geschieht das zu häufig, hat man dann das Gefühl, dass man niemals fertig wird, und diese Panik führt oft dazu, dass Hausarbeiten dann am Ende gar nicht mehr abgegeben werden.

3. Unterschätzen der Formalia

Ein weiterer typischer Fehler, der oft nur zu mittelmäßigen Hausarbeiten führt, ist das Unterschätzen der Formalia. Oft räumt man diesem Arbeitsschritt nicht mehr genug Zeit ein. Insbesondere das Abgleichen der Fußnoten braucht genug Zeit. Manchmal kann das Abgleichen bereits in Phase 2 beim Abtippen und dem Ausformulieren nebenher geschehen. Nichtsdestotrotz sollte in Phase 3 nochmal alles zur Sicherheit überprüft werden. Ziel ist es, Kongruenz zwischen den Fußnoten und dem Literaturverzeichnis zu schaffen. Genauso wichtig sind die Gliederung und die Seitenzahlen, die über eine Formatvorlage einfach eingefügt werden können. Doch auch das Verwenden der Vorlage muss im letzten Schritt einmal überblickt werden, um Layoutfehler und Hektik in der Schlussphase zu vermeiden.

4. Umentscheiden in Phase 3

Schließlich zählt auch das Umentscheiden in Phase 3 zu den häufigen und typischen Fehlern bei der Bearbeitung von Hausarbeiten. Normalerweise sollte zu diesem Zeitpunkt die Lösungsskizze bereits ausformuliert sein und ab jetzt nur noch Korrektur gelesen werden. Stattdessen glauben viele Bearbeiter in der letzten Sekunde eine bessere Lösung gefunden zu haben. Dabei wird es sich aber oftmals nur um eine andere vertretbare Lösung handeln, weshalb man sich dadurch nicht verwirren lassen sollte. Tauscht man die Lösungen dann aus, riskiert man aber Inkonsequenzen, weil man in dieser Phase kaum mehr überblicken kann (selbst wenn die neue Lösung objektiv richtig ist). Denn Fehler durch Inkonsequenzen wiegen oft schwerer.


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