Gesetzgebung, Art. 70 ff. GG (Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes)

1. Examen/ÖR/Staatsorganisationsrecht

Prüfungsschema: Gesetzgebung, Art. 70 ff. GG (Verfassungmäßigkeit eines Gesetzes)

 

I. Formelle Verfassungsmäßigkeit

1. Zuständigkeit, Art. 70 ff. GG
 

a) Grundsatz: Länder, Art. 70 GG

b) Ausnahme: Bund

aa) Ausdrücklich geregelt

  • Ausschließliche Gesetzgebungszuständigkeit, Art. 71, 73 GG
  •  Konkurrierende Gesetzgebungszuständigkeit, Art. 72, 74 GG

bb) Ungeschrieben

  • Kraft Natur der Sache; Beispiel: Einführung des gesetzlichen Feiertages „Tag der deutschen Einheit“.
  • Kraft Sachzusammenhangs/Annexzuständigkeit: Ausdehnung einer geregelten Gesetzgebungszuständigkeit auf einen dazugehörigen, aber an sich nicht geregelten Bereich. Beispiel: Ausdehnung des Art. 73 I Nr. 1 GG (Verteidigung) auf die Bundeswehrhochschule.

2. Verfahren, Art. 76 ff. GG

  • Die Vorschriften der GOBT, insbesondere §§ 76 ff. GOBT, haben keinen Verfassungsrang, sondern nur den Rang einer autonomen Satzung, Art. 40 I 2 GG.

 a) Einleitungsverfahren, Art. 76 GG

  • Problem: Einzelner Abgeordneter
  • aA: (-); Arg.: Wortlaut; Funktionsfähigkeit des Bundestages
  • hM: (+); Arg.: Wortlaut; Freies Mandat, Art. 38 I 2 GG; keine Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Bundestages.

b) Hauptsacheverfahren

aa) Beschluss des Bundestages, Art. 77 I GG

bb) Mitwirkung des Bundesrates, Art. 77 GG

  • Grundsatz: Einspruchsgesetz
  • Ausnahme: Zustimmungsgesetz. Beispiel: Art. 105 III GG.
  • Wenn eine Regelung zustimmungspflichtig ist, dann ist das gesamte Gesetz zustimmungspflichtig („Infektionsregel“).
  • Problem: Uneinheitliche Stimmabgabe im Bundesrat, Art. 51 III 2 GG
  • aA: Stimmführer maßgeblich
  • hM: Landesstimmen ungültig; Arg.: Landesverfassungen nicht maßgeblich für die Auslegung des Grundgesetzes.

 3. Form

  • Ausfertigung und Verkündung, Art. 82 I 1 GG
  • Bei verfassungsändernden Gesetzen zusätzlich: Zitiergebot, Art. 79 I 1 GG.

II.  Materielle Verfassungsmäßigkeit

  • Ein Gesetz ist materiell verfassungsgemäß, wenn es nicht gegen Grundrechte oder sonstige Rechtsgüter mit Verfassungsrang verstößt.
  • Bei verfassungsändernden Gesetzen gilt ein modifizierter Prüfungsmaßstab. Das Gesetz ist dann materiell verfassungsgemäß, wenn es nicht gegen Art.  1 oder 20 GG verstößt, Art. 79 III GG.