Was bedeutet es, Jura zu studieren?

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Soviel steht jedenfalls fest: Jura ist weitaus mehr als das vermeintliche Auswendiglernen von Gesetzen. Tatsächlich wirst Du nicht ein einziges Gesetz auswendig lernen müssen, sondern hast Deine Gesetzesbücher stets zur Hand – auch bei den Klausuren. Es wird im Studium (und auch später im Beruf) mehr darauf ankommen, zu wissen, wie Du Dich innerhalb des Gesetzes bewegst, wo was geregelt sein könnte und wie Du die relevanten Normen anwenden kannst. Denn Deine Aufgabe wird es nunmehr sein, spannende, kuriose, verzwickte, moralisch bedenkliche, gewalttätige oder in ihrer Konstellation noch nie da gewesene Fälle und Probleme mithilfe des Gesetzes zu lösen. Wie das funktioniert und was das Jurastudium sonst noch für Dich bedeutet, erklären wir Dir.

“Du studierst Jura, aber ist das nicht total trocken?”

Diese Frage kommt Dir vielleicht schon zu Beginn des Studiums bekannt vor. Und spätestens auf Deiner ersten WG-Party wirst Du mit dem Vorurteil konfrontiert werden, dass Juristen doch nur das Gesetz auswendig lernen müssen. Weit gefehlt. Doch worum geht es im Jurastudium dann?

Wenn Du Dir vergegenwärtigst, was zu den Aufgaben eines Juristen tatsächlich gehört und worum es in den einzelnen Rechtsgebieten geht, dann wirst Du schon in den ersten Wochen Deines Studiums erkennen: Jura hat starken Bezug zum wirklichen Leben und regelt das Gefüge unseres alltäglichen Miteinanders. Als junger Jurist siehst Du Dich der Verantwortung gegenüber, Lösungen für soziale Konflikte mit Hilfe des Gesetzes zu finden. Du wirst also lernen, das Gesetz richtig zu lesen und – um es bereits juristisch zu formulieren – für den konkreten Fall auszulegen.

Das kann manchmal ganz schön knifflig werden, wenn man bedenkt, dass die meisten Gesetze vor über einem Jahrhundert erlassen wurden und somit aus einer Zeit stammen, die die heutigen Entwicklungen nicht im Blick hatte – und nicht im Blick haben konnte. Vor 100 Jahren gab es kein Internet, keine Smartphones, kein Facebook, keine mietrechtlichen Streitigkeiten wegen Airbnb, keine Fahrgastrechte bei Verspätungen der Deutschen Bahn oder illegale Autorennen in der Innenstadt. Doch mit all diesen Veränderungen muss das Gesetz irgendwie zurechtkommen, da für jeden neuen Fall nicht einfach ein neues Gesetz erlassen werden kann. Die Gesetze sind derart abstrakt formuliert, dass sie den gesellschaftlichen Wandel gewissermaßen mitgehen können. Diese Besonderheit des Gesetzes wird einem aber nur dann bewusst, wenn man sich damit auseinandersetzt. Und gerade an dieser Stelle wird es spannend:

Ein bildhaftes Beispiel: Die Ex-Freundin tritt ihrem Verflossenen mit den nagelneuen 12 cm Stilettos in den Bauch. Hier stellt sich die Frage, ob die Stilettos möglicherweise ein gefährliches Werkzeug oder gar eine Waffe sein könnten, schließlich können die Absätze auch messerscharf sein.

Bei Erlass des Strafgesetzbuches 1872 dürfte die Frage, ob ein 12 cm Stiletto mit Pfennigabsatz eine „Waffe oder ein gefährliches Werkzeug“ darstellen könnte, kaum bedacht worden sein.

Begriffe bestimmen und definieren

Und damit sind wir dann auch schon beim „juristischen Alltag“. Um die Stiletto-Frage zu beantworten, musst Du erst einmal wissen, was allgemein unter einem gefährlichen Werkzeug verstanden wird. Du musst den Begriff allgemein definieren, also seine genaue Bestimmung erklären. Was bedeutet „gefährlich”? Was wird juristisch unter einem „Werkzeug” verstanden? Wie unterscheidet sich ein solches Werkzeug von einer Waffe? Bis auf wenige Ausnahmen stehen solche Definitionen auch leider nicht im Gesetz. Du wirst sie dann wissen müssen oder lernen, sie Dir herzuleiten. Da Du auch keine eindeutige Antwort darauf finden wirst, ob ein Stiletto als gefährliches Werkzeug zu qualifizieren ist oder nicht, gilt es die Merkmale aus der Definition mit denen eines Stilettos zu vergleichen. Du wirst recherchieren, was wohl in ähnlich gelagerten Fällen (Stiefel, Schuh) bereits von der Rechtsprechung entschieden wurde und was renommierte Professoren zu dem Thema meinen. Deine Gedanken hierzu stellst Du dann im sogenannten Gutachtenstil dar, den wir Dir noch gesondert erläutern werden.

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Du siehst vielleicht schon jetzt, dass es für die Lösung der Fälle einer entsprechenden Systematik bedarf, die es zu erlernen gilt. Während des Studiums wirst Du neben der Technik der Fallbearbeitung, auch die Arbeit am Sachverhalt, den richtigen Umgang mit der zu bearbeitenden Fallfrage, das Auffinden der richtigen Gesetze und – ganz wichtig – den gerade angesprochenen Gutachtenstil kennenlernen, der Dich durch das gesamte Studium bis hin zum Staatsexamen begleiten wird. Beim Jurastudium geht es darum, ein Gespür für Problempunkte zu entwickeln und sie mithilfe des erlernten „juristischen Handwerkszeugs” zu lösen. Dafür ist es wichtig, überhaupt zu verstehen, was Jura eigentlich ist. Dies erfährst Du in dem folgenden Beitrag: Was ist Jura eigentlich?

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